Hussein K. aus Freiburg – was wissen wir über den vermeintlichen Mörder der Studentin Maria an der Dreisam

Hussein K. in seinem Profil vor der Vergewaltigung von Maria

Hussein K. in seinem Profil vor der Vergewaltigung von Maria

Die Studentin Maria L. verließ nachts eine Party und radelte in Freiburg nach Hause. Dort kam sie jedoch nie an. Ein vermeintlicher afghanischer Flüchtling Hussein K. war zur selben Zeit am selben Ort wie Maria L. und hinterließ seine DNA am Tatort. Wochen später wird er aufgrund eines am Tatort verlorenen Haars und einer Videoaufnahme einer Strassenbahn festgenommen.

Doch was wissen wir bisher und was ist noch offen?

Ist Hussein K. der Mörder von Maria?

Da DNA und ein Haar von ihm am Tatort gefunden wurde, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Ermittler eine Ursächlichkeit nachweisen können. Allerdings hat ein Sachverständiger bereits festgestellt, dass der Tod der Studentin Maria durch Ertrinken stattfand. Ob er die Studentin beispielsweise vergewaltigte und sie bewußtlos ins Wasser warf, wo sie dann ertrank oder ob er sie aktiv ertränkte, müssten die Ermittlungen noch ergeben. Juristen gehen davon aus, dass vermutlich nur Körperverletzung mit Todesfolge oder aber Totschlag nachgewiesen werden kann. Dies bleibt abzuwarten.

Wann kam Hussein K. nach Deutschland?

Er kam 2015 nach Deutschland, wurde in Freiburg aufgegriffen und gab an, minderjähriger Flüchtling ohne Elter zu sein und aus Afghanistan zu stammen.

Ist Hussein K. früher schon straffällig geworden?

Ja, er hat im Jahr 2013 in Griechenland eine Studentin 8 bis 10 Meter in die Tiefe auf einen Felsstrand geworfen, nachdem er ihre Tasche mitten in der Nacht geraubt hat und Angst hatte, von einem herannahendem Autofahrer entdeckt zu werden. Dafür ist er im Jahr 2014 in Griechenland zu 10 Jahren Haft verurteilt worden. Er hat die Tat in Griechenland gestanden.

Wie konnte Hussein K. so früh aus der Haft kommen?

Hussein K. hatte bei dem Prozess in Griechenland angegeben, er sei zur Tatzeit 16 Jahre gewesen (2013). Griechenland hat im Jahr 2015 eine Amnesie für jugendliche Straftäter beschlossen, die bestimmte Bedingungen erfüllten. Hussein K. wurde unter der Auflage, sich regelmässig bei einer Art Bewährungshelfer zu melden, in Griechenland freigelassen. Die Freilassung erfolte, weil Griechenlands Gefängnisse überbelegt waren, Kapazitäten fehlten und aus der EU die Haftbedingungen in Griechenland moniert wurden. Statt die Gefängnisse zu modernisieren, entschloss man sich dazu, die Gefangenen frei zu lassen. Er meldete sich genau 1x bei dem Bewährungshelfer und ist dann vermutlich nach Deutschland geflohen. Die Ermittlungen müssen noch ergeben, über welche genaue Route sein Weg verlaufen ist.

Gab es keinen internationalen Haftbefehl für Hussein K. nach Verletzung der Bewährungsauflagen?

Das ist das, was das deutsche Innenministerium der griechischen Regierung vorwirft: Griechenland hat keinen europäischen Haftbefehl und erst recht keinen internationalen Haftbefehl gegen Hussein K. nach dem Nichtmelden veranlasst. Er wurde nur griechenlandintern zur Fahndung ausgeschrieben.

War Hussein K. nicht in der zentralen europäischen Datei Eurodac?

Doch, dort hat Griechenland ihn incl. Fingerabdrücken eingetragen. Bereits im Jahr 2013. Behauptet die griechische Regierung zumindest. Allerdings darf nach geltender Rechtsprechung eine deutsche Behörde nur bei schweren Straftaten dort „nachsehen“, z.B. Terroranschlägen o.ä. , nicht bei einem schlichten Asylantrag. Daher fand ein solcher Abgleich wohl nicht statt.

Wo hat Hussein K. in Freiburg gewohnt?

Nachdem Hussein K. erst in einem ehemals gastronomisch genutzten Objekt für ein paar Monate außerhalb Freiburgs mit anderen Flüchtlingen gewohnt hat, wurde er dann schnell in eine Familie am Außenrand Freiburgs untergebracht. Dort war er zusammen mit einem anderen Flüchtling untergebracht, der mittlerweile „umgesiedelt“ wurde. Der Mann in der „Pflegefamilie“ ist deutsch-afghanischer Arzt außerhalb Freiburgs.

Ist Hussein K. überhaupt aus Afghanistan geflohen?

Dies gilt mittlerweile als unwahrscheinlich. Seine Facebook-Kontakte und seine Historie sind iranisch geprägt, – der Familienname kommt im Raum Teheran sehr häufig vor und schlussendlich hat er in Griechenland damals selber angegeben, aus dem Iran gekommen zu sein. Auch haben sich zwischenzeitlich Personen gemeldet, die ihn in Griechenland getroffen haben und davon berichtet haben, dass er dort „Iran“ als Herkunftsland angegeben hat. Die Afghanen mit dem asiatischen Einschlag, wie Hussein K. ihn hat, sind in Afghanistan nicht sehr beliebt und in Scharen vor Jahren bereits in den Iran übergesiedelt.

Wo ging Hussein K. zur Schule?

Hussein K. ging in Freiburg in eine Schule und besuchte eine reine Flüchtlingsklasse. Seine Lehrer und Mitschüler schilderten ihn als fleißigen, guten und freundlichen Schüler.

Wie verbrachte Hussein K. seine Freizeit?

Hier gibt es bisher nur dünne Berichte von BILD-Zeitungsreportern, die Bekannte von ihm in Freiburg befragt haben. Demnach sei er öfters im Colombipark in Freiburg anzutreffen gewesen, einem stadtbekannten Treff für Junkies, Homosexuelle und Drogenabhängige. Dort habe er Alkohol getrunken und Drogen genommen. Überdies öfters Frauen nachgerufen.

Wo hat Hussein K. das Fahrrad her?

Das ist bislang noch nicht bekannt. In der Nähe des Tatorts wurde ein Damenrad gefunden, an dem die DNA von Hussein K. haftete. Möglicherweise hat er es an der Straßenbahnhaltestelle in Littenweiler gestohlen, dort ist ein großer Fahrradabstellplatz. Er verließ dort in der Nacht die Straßenbahn zunächst zu Fuß.

Wo ist Hussein K. jetzt?

Das ist nicht bekannt. Er wurde zunächst nach Festnahme in das Gefängnis eingeliefert. Aus der Justizvollzugsanstalt in Freiburg soll er vor kurzem in das Gefängniskrankenhaus nach Hohenasperg (bei Ludwigsburg) verlegt worden sein, da Mitgefangene davon berichteten, dass er suizidgefährdet sei und dort eine Überwachung leichter möglich ist. Ob er sich noch dort befindet, ist nicht bekannt.

Hat Hussein K. noch Geschwister?

Er gab in Griechenland vor Gericht an, noch mehrere Geschwister zu haben.

Steht zweifelsfrei fest, dass es sich bei Hussein K. um denselben Täter handelt, der in Griechenland verurteilt worden ist?

Ja, dies hat seine griechische Anwältin bestätigt, zudem stimmen die Fingerabdrücke überein, wie deutsche Behörden mittlerweile offiziell bestätigt haben.

Wie alt ist Hussein K. jetzt?

Um dies näherungsweise zu bestimmen, will die Staatsanwaltschaft in Freiburg ein Gutachten in Auftrag geben. Berücksichtigt man, dass Hussein K. zum Zeitpunkt der Tat in Griechenland in 2013 selber angegeben hat, 16 gewesen zu sein, müsste er jetzt mindestens 19 sein. Bereits damals in Griechenland hatte das Gericht ernste Zweifel, ob seine Altersangabe nicht nach oben zu ändern ist, konnte es ihm aber letztendlich nicht nachweisen. Mit 19 hat er keinen zwanghaften Anspruch, nach Jugendstrafrecht behandelt zu werden.

Was hat es mit dem Wolf in seinem Facebook-Profil auf sich?

Wölfe scheinen es dem vermeintlichen Täter angetan zu haben. Er hat nicht nur in seinem Facebook-Profil ein Wolfsbild abgebildet, welches einen Wolf zeigt, der sich über eine junge Frau beugt, sondern trug auch in Griechenland zum Zeitpunkt seiner Verhaftung und Prozesses teilweise T-Shirts mit Wolfs-Motiv.

Stimmen die Tätowierungen des griechischen Täters mit Hussein K. überein?

Ja. Hussein K. wurde von der griechischen Polizei mit nacktem Oberkörper fotografiert. Dort ist auf seiner (von ihm aus) rechten Brust eine Kerze tätowiert. Gleiche Tätowierung ist auf einem Facebook-Bild in seinem Profil in einer Bahn zu sehen. Allerdings ist das Bild gespiegelt veröffentlicht. Überdies trägt der vermeintliche Täter eine Hakenkreuz-Tätowierung.

Galt Hussein K. als integriert?

Hussein K. galt als gut integriert. Die Aufnahme in eine Gastfamilie gilt als besonders gute Maßnahme zur Integration. Er spricht relativ gut deutsch. Seine Facebook-Freunde sind allerdings zum grössten Teil nicht-deutsch und seine dortigen Konversationen ebenfalls fast ausschließlich nicht deutsch.

Kannte Hussein K. sein Opfer bereits vorher?

Dies ermitteln die Behörden aktuell. Hussein K. waren zwar in derselben Facebook-Gruppe „Flüchtlingshilfe“ angemeldet und könnte teilweise die gleiche Straßenbahnlinie nach Hause genutzt haben (nicht am Tötungstag), aber über eine Beziehung oder ein Treffen der beiden ist bislang nichts bekannt. Maria L. hat sich in Hilfsgruppen auch eher für benachteiligte Personen in Afrika eingesetzt als für Flüchtlinge in Deutschland.

Hat Hussein K. einen Asylantrag in Deutschland gestellt?

Nachdem Hussein K. im November 2015 nach Deuschland einreiste und angab über Österreich gekommen zu sein, ging ein solcher Asylantrag  im Februar 2016 beim BAMF ein. Er wurde bis heute nicht bearbeitet. Wäre die Bearbeitung erfolgt, wäre ggf. seine Vergangenheit aufgefallen.




Die mobile Version verlassen