Leicht hat es die Kanzlerin nicht. Angela Merkel ist an diesem Montag morgens zunächst in Offenburg, wo Finanzminister Schäuble seinen 75.Geburtstag feiert und flog dann nach Freiburg, wo sie für 12.30 Uhr auf dem Münsterplatz als Rednerin angekündigt war. Nachmittags tritt sie dann noch am gleichen Tag in zwei weiteren deutschen Städten auf: Regensburg und Passau. Ein Hubschrauber macht es möglich. 4x ca. 50 Minuten Rede an einem Tag ist sicher anstrengend. Man hat es ihr angesehen.
Münstermarkt nur auf der Nordseite an diesem Tag
Freiburg hat den Wochenmarkt an diesem Montag nur auf der Nordseite stattfinden lassen und auch das Münster blieb – aus Sicherheitsgründen – geschlossen. Auf der Südseite hat man vor der Alten Wache eine Bühne aufgebaut und – hinter Absperrgittern – ein paar Sitzbänke aus Holz aufgestellt. Einlass in den kleinen abgesperrten Bereich war allerdings nur für geladene Gäste, die zumeist ein CDU-Einladungsschreiben vorweisen konnten und auch ein oranges Armbändchen, was den Einlass vereinfachte. Nicht-CDU-Mitglieder, bzw. Leute ohne persönliche Einladung mussten draußen bleiben. Diese konnten aber, weil nur ein bescheidener Teil des südlichen Münsterplatzes abgesperrt war, auf Stehplätzen rund um die Absperrung an der Veranstaltung teilhaben. Eine Großbildleinwand machte überdies das Erkennen der Redner auch für weiter entfernt stehende Zuschauer möglich.
Um kurz nach 11 Uhr durften die geladenen Gäste hinter die Absperrgitter. Eine ausreichende Anzahl von Ordnern der CDU und eines Sicherheitsdienstes sorgten für einen geordneten Ablauf. Dies Polizei war auch zugegen, hielt sich aber im Hintergrund. Sicherheitsbeamte innerhalb und außerhalb der Absperrung hatten wachten mit Argusaugen darauf, dass sich nicht irgendwo ein Risiko auftut.
Reihen waren schnell gefüllt – Sicherheitsleute überall
Die Reihen waren schnell gefüllt, zahlreiche Funktionsträger aus Freiburg und CDU-Mitglieder konnten gesichtet werden. Aber auch viele Rentner. Das Durchschnittsalter der Besucher innerhalb der Absperrung war trotz aller jungen Leute, die dort herumschwirrten, sicher bei 55+, wenn nicht höher.
Matern von Marschall fing an
Noch im Vorfeld der Merkel-Rede wurde für Kurzweil gesorgt. Es gab Live-Musik und ein paar Redner sorgen dafür, dass die Zeit des Wartens nicht allzu langweilig wurde. Matern von Marschall, der CDU-Bundestagsabgeordnete für Freiburg fing an. Er betonte, was schon für Freiburg in Berlin erreicht worden sei und naturgemäß, dass es auch erforderlich wäre, dies nun fortzusetzen,insbesondere Umgehungsstrasse B31 und der geplante Tunnelbau aus der Schwarzwaldstraße heraus, der nun im Verkehrswegeplan enthalten sei. Claudia von Brauchitsch, eine CDU.TV-Moderatorin kündigte die Redner gewandt an und ließ sich von den Freiburgern auch vorführen, wie 100% Applaus funktionieren, nachdem das Publikum 33% und 50% ausprobieren durfte.
12.27 Uhr: Frau Merkel kommt durch die Menge
Frau Merkel hatte sich für 12.30 Uhr angekündigt und pünktlich um 12.27 Uhr kam sie durch die Menge über den Münsterplatz in Richtung Bühne. Mit Sicherheitsleuten und CDU-Mitgliedern bahnte sie sich einen Weg durch die Menge. Die meisten Besucher hatten erwartet, dass sie sich von hinten an die Bühne nähert, aber sie nahm den Weg durch die Menge. In Freiburg musste sie dabei auch nur an 2 Pappschildern Andersdenkender vorbei, die außerhalb der Absperrung auf ihre Interessen aufmerksam machen wollten.
Merkel spielt auf der Freiburg-Klaviatur
Merkel spielt geschickt auf der Rhetorik-Klaviatur und grüßt aus Offenburg von Finanzminister Schäuble, der ja aus Freiburg stamme. Während der Rede Merkels ist es erstaunlich ruhig, von einzelnen Pfiffen oder Zwischenrufen abgesehen, die aber die Rede nicht weiter gestört haben. Nur einmal lässt sich Merkel dazu herab, darauf einzugehen, indem Sie anmerkt, dass man, wenn man ändern wollen, daran arbeiten müsse. Nur zu pfeifen, helfe nicht. Sie hat die Lacher und den Applaus auf Ihrer Seite. Die Polizei lässt die Pfeifer pfeifen und rufen, hält sich im Hintergrund. Männer mit Knopf im Ohr in Zivil haben aber ein wachsames Auge auf tatsächliche Sicherheitsrisiken. Merkel betont, was Sie alles in den letzten Jahren erreicht hat und was noch zu tun sei. Zeigt Probleme auf und erklärt ihren Ansatz zur Lösung. So, dass kaum jemand nein sagen kann. Das typischerweise gelassene Freiburger Publikum hört gelassen zu. In einer Stadt, wo man gewöhnt ist, dass auch schon mal der Bundestrainer neben einem einen Kaffee trinkt, regt man sich nicht auf. Merkel findet es gut, dass man als Badener stolz ist, Badener zu sein und könne dies auch zurecht, betont aber, dass auch die Stralsunder stolz sind, von dort zu kommen und Deutschland auf diesen vielen kleinen Wurzeln stabil stehe und fuße. Wer sich da integrieren kann, kann integriert werden. Wer sich dafür entscheidet, Gefährder oder Anhänger des Islamischen Staates zu sein, gehört weggesperrt oder ausgewiesen. Sie lässt es nicht aus zu betonen, dass sie gerne auch schon die Asylsuchenden aus Tunesien und Marokko zurückgeschickt hätte, aber ihr Koalitionspartner weigere sich, diese Länder zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären.
Nationalhymne statt Badener Lied auf der Bühne
Zum Schluss sang man auf der Bühne noch gemeinsam die Nationalhymne statt das Badner Lied.
Mitgesungen wurde in unterschiedlicher Lautstärke. Im Publikum fanden es einige zu pathetisch, andere legten die Hand aufs Herz. Der typische Freiburger – so es ihn denn gibt – in seiner Jack-Wolfskin-Jacke mit Alnatura-Jutebeutel ist nicht auf das Singen von Nationalhymnen eingestellt.
Zum Schluss gab es von der CDU noch einen Korb für Frau Merkel
Damit hatte sie wohl nicht gerechnet: Am Schluss bekam Frau Dr.Merkel noch einen Korb von der örtlichen CDU. Und zwar einen Obstkorb mit Früchten und Gemüse von Bauern aus der Region. Frau Merkel nahm einzelne Früchte aus dem Korb, die ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberten. Ob sie den Korb mit dem Hubschrauber nach Regensburg und Passau mitnahm, ist nicht überliefert.
Der Wettergott war gnädig:
Glück hatten die Veranstalter mit dem Wetter: Es hat während der gesamten Veranstaltung nicht geregnet. Frau Merkel verschwand am Schluss mit Bodyguards schnell nach hinten, um zur nächsten Redestation zu fliegen. Die Sicherheitskräfte in Freiburg dürften drei Kreuze gemacht haben, dass diese Veranstaltung ohne Besonderheiten vonstatten ging.