Das Verschlafen des Onlinetrends hat für Beate Uhse nunmehr Konsequenzen: Der Erotik-Händler, der Generationen von Deutschen ein Begriff ist, meldet Insolvenz an. Geahnt haben es schon viele, so notierte die Aktien, die beim Börsengang noch 13,50 Euro gekostet haben und schnell auf mehr als das Doppelte gestiegen sind, zuletzt nur noch bei 9 Cent. Beim Amtsgericht in Flensburg, aus dem die Pakete anonymisiert versandt worden sind, wurde eine Insolvenz in Eigenregie beantragt. Die Holding der Firmengruppe hat sie beantragt. Die Geschäfte mit den Kunden sollen zunächst weiterlaufen.
Viel zu spät auf online gesetzt
Außenstehende hatten schon lange kritisiert, dass der Konzern viel zu spät auf den Online-Bereich gesetzt hatte und lange am Filialvertrieb festgehalten habe. Auch als schon lange der Kunde im Internet Filmchen angeguckt hat und Ware bestellt hat. Viel zu spät habe man versucht, sich vom Schmuddel-Image eines in Bahnhofsnähe befindlichen Pornokinos zu lösen. Ob Anleger, die z.B. Beate Uhse Anleihen gezeichnet haben, sich außer über 7,75% Zinsen auch über die Rückzahlung ihres Kapitals freuen dürfen, bleibt abzuwarten. An der Börse notieren die Anleihen bereits nur noch unter 15% ihres Nennwertes.
Beate Uhse – ein Phänomen
Beate Uhse, geboren 1919, gründete kurz nach dem Zweiten Weltkrieg den ersten Sexshop der Welt in Flensburg. Aus einem kleinen Shop entstand ein großer Konzern mit zahlreichen Outlets, Verkaufsläden und auch Pornokinos. Der Versandhandel lieferte einen Großteil des Umsatzes. Beate Uhse war bis ins hohe Alter aktiv, machte noch mit 75 Jahren einen Tauchschein und hatte auch früh den Pilotenschein gemacht. Im Jahr 2001 verstarb sie an den Folgen einer Lungenentzündung. Das 1951 gegründete Versandhaus Beate Uhse hatte anfangs 14 Angestellte und versandte – wie man es damals nannte – „Produkte für die Ehehygiene“, 1999 erfolgte ein Börsengang.
Fotos: Beate Uhse