Erzbischof Stephan Burger in Freiburg hat ab sofort einen neuen Kollegen an seiner Seite: Am Sonntag wurde feierlich im Münster Christian Würtz zum katholischen Bischof ernannt. Würtz, 48 Jahre alt, war erst im Herbst 2018 zum Stadtdekan in Freiburg ernannt worden.
Erzbischof Burger forderte den neu ernannten Bischof auf, Brücken in die Gesellschaft zu bauen und auch welche innerhalb der Kirche. Als neu ernannter Weihbischof müsse man wie Jesus Christus die Komfortzone verlassen.
Würtz soll zukünftig mit in der Bistumsleitung arbeiten, aber auch Firmungen übernehmen. Die Leitung des Seminars zur Priesterausbildung wurde ihm bereits übertragen.Auch den Bereich der Hochschulen soll er verantworten.
Christian Würtz war ab 2010 im Kinzigtal, bevor er in 2018 zum Freiburger Stadtdekan ernannt wurde. Seine bisherigen Ämter übernimmt ab Oktober der bisherige Dekan von Sigmaringen-Meßkirch, Christoph Neubrand.
Einen ersten Kontakt zur Gesellschaft und Gelegenheit, um eine Brücke in die Gesellschaft zu bauen, hatte der neu ernannte Bischof gleich nach der Feier im Münster: Draußen vor dem Münsterhauptportal warteten mehr als 100 Aktivistinnen der Bewegung Maria 2.0, die sich für mehr Frauen in Kirchenämtern einsetzten und auch den neuen Bischof aufforderten, sich dafür einzusetzen, dass auch Frauen in der katholischen Kirche diejenigen Ämter erreichen können, die bisher nur für Männer vorgesehen sind. Sie überreichten dem Bischof einen Brief und bei der anschließenden Prozession aus der Kirche musste eine Reihe alter Männer in kirchlichen Gewändern an einer Reihe junger Frauen mit roten T-Shirts vorbeimarschieren, die auf Plakaten Gleichberechtigung auch in der Kirche forderten.
„Maria durfte den Gottessohn gebären, darf aber nicht in die Kirche“ – war nur eines der zahlreichen Plakate die zu lesen waren. Die Bischöfe hatten bei ihrem Marsch aus der Kirche ausreichend Zeit, die zahlreiche Plakate zur Kenntnis zu nehmen.
Bischof Würtz nimmt Bitten von Maria 2.0 entgegen
Der Bischof Christian Würtz ließ es sich auch nicht nehmen, nach der Feier im Münster einzeln zu Verantwortlichen der Maria 2.0 – Bewegung vor dem Münsterportal zu gehen und ein paar Worte zu wechseln. Deren Forderungen wurden ihm übergeben. Allerdings beschränkte sich der freundliche Kontakt auf 90 Sekunden im Ablauf, danach eilte der Bischof wieder in die Kirche, um dann mit allen wieder aus der Kirche zu kommen und hinter der Kirche zu verschwinden.
In der Erzdiözese Freiburg hängen die Finanzen schief
Nachdem man bereits vor einiger Zeit in Freiburg im Erzbistum eingestehen musste, keine Sozialversicherungsbeiträge für zahlreiche Beschäftigungsverhältnisse abgeführt zu haben, hat man nun in 2019 auch eingeräumt, dass es auch bei der Steuerzahlung auf Erträge aus dem katholischen Darlehensfonds wohl etwas gehapert hat und man nicht ausschließen könne, dass dort nicht alle Erträge an das Finanzamt gemeldet worden sind. Im Falle der nicht gezahlten Sozialabgaben führte dies zu einer Rückstellung im dreistelligen Millionenbereich. Die Erzdiözese Freiburg will auch auf Nachfrage nicht mitteilen, wie hoch der bisher eingetretene Schaden insgesamt ist. Ob Bischof Würtz unter der von Erzbischof Stephan Burger nur versprochenen, aber nicht gelebten Transparenz versteht, dass man Dinge auch transparent macht, bleibt abzuwarten.
In der Bevölkerung wird ein Unter-den-Teppich-kehr-Club alter Männer sicher nur eingeschränkt weiter Freunde finden können – zuletzt gingen die Kirchenaustritte auch im Raum Freiburg nach oben. Die Aktivistinnen von Maria 2.0 haben auch avisiert, ihren Einsatz für die und in der Kirche zurückzufahren, bis Wege zur Gleichberechtigung gefunden worden sind.
Erzbistum Freiburg
Der Kirchenetat, der im Wesentlichen aus Kirchensteuern getragen wird, beträgt über 600 Millionen Euro. Leiter des Bistums ist seit 2014 Erzbischof Stephan Burger. Mit 1,85 Millionen Katholiken ist das Erzbistum Freiburg noch eines der größten deutschen Bistümer, von denen es 27 gibt. Knapp 400 Priester sollen die 1,85 Millionen Katholiken versorgen, zusätzlich rund 600 hauptamtliche Seelsorger. Früher gab es einmal 1000 Pfarreien im Bistum, heute gliedert es sich in 224 Seelsorgeeinheiten. Zukünftig soll noch mehr gestrafft werden, weil immer weniger Leute in die Kirche gehen, immer weniger Menschen sich taufen lassen und es zu wenig Priester gibt..
Was verdient eigentlich ein Bischof?
Ein Bischof muss in Deutschland nicht am Hungertuch nagen. Der Verdienst von Bischöfen wird in den einzelnen Bundesländern zwischen Land und Diözese geregelt. Die Verdienste liegen i.d.R. zwischen Besoldungsstufe B6 bis B10, womit die Verdienste im Rahmen zwischen rund 10.000 und 13.000 Euro liegen. Für neue Weihbischöfe wurde in der Vergangenheit in Freiburg Tarif B4 bis B6 bezahlt, was ca. 9000 bis 10.000 Euro im Monat entspricht. Da Bischöfe weder Renten- noch Arbeitslosenversicherung zahlen müssen, bleibt relativ viel netto vom brutto übrig. Bischofsgehälter werden in Deutschland (Ausnahme: Hamburg und Bremen) übrigens nicht von der katholischen Kirche oder den katholischen Gläubigen aufgebracht, sondern der Staat übernimmt die Bezahlung. Dies geht zurück auf Zeiten Napoleons: Durch die Reichsdeputation Regensburg wurde im Februar 1803 bestimmt, dass wegen bestimmter Enteignungen der Staat die Gehälter der Kirchendiener bezahlt. Das führt zur paradoxen Situation, dass z.B. Moslems in Deutschland zwar keine katholische Kirchensteuer zahlen, sich aber an dem Gehalt der Bischöfe beteiligen müssen.
Warum tragen die Bischöfe so dicke Kreuze um den Hals?
Auch Christian Würtz trug beim Verlassen des Münsters ein dickes Kreuz an einer Kette um den Hals. Doch was hat es damit auf sich?
Dieses Brustkreuz wird ‚Pektorale‘ genannt. Mit dem römischen Messbuch (Missale Romanum) wird das Brustkreuz bereits im Jahr 1570 für die Bischöfe in der Liturgie verpflichtend. Erst im 17.Jahrhundert tragen es die Bischöfe aber auch weitgehend im Alltag.
Das Brustkreuz, welches Bischof Würtz trägt, ist übrigens ein Geschenk des sogenannten Domkapitels, also seiner Kollegen. Christian Würtz trägt eine Nachbildung des sogenannten Böcklin-Kreuzes, welches im Freiburger Münster aufgehängt wurde. An den oberen Kreuzenden sind drei Evangelisten, an unteren Ende der Evangelist Markus (dargestellt durch einen Löwen) zu sehen. Über dem Löwen findet sich eine runde Reliefplatte mit dem Lamm Gottes als Symbol für Tod und Auferstehung Christi. Szenen von der Auferstehung Christi finden sich über dem gekreuzigten Christus auf dem Kreuz.
Was hatte der Bischof denn für einen Stab in der Hand?
Der neu ernannte Weihbischof Dr.Christian Würtz hat einen sogenannten Hirtenstab in der Hand gehabt, der übrigens nicht extra für ihn neu gemacht worden ist. Er hat den Stab übernommen, den einer seiner Vorgänger, Weihbischof Wolfgang Kirchgässner genutzt hatte. Dieser ist im Jahr 2014 verstorben. Es handelt sich um einen schlichten Stab aus Silber. Es soll an einen Hirtenstab erinnern, den Hirte verwendet haben, um damit die Schafe zusammen zu halten. Ob es mit dem Stab gelingt, weitere Kirchenaustritte zu verhindern, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Jesus und Petrus hatten keinen solchen Hirtenstab. In der Geschichte lassen sich solche Hirtenstäbe für Bischöfe erst ab dem Anfang des 6.Jahrhunderts nachweisen. So nutzte z.B. Caesarius von Arles (gest. 542) einen solchen Hirtenstab.
Wer hat den Bischofsring für den neuen Bischof gemacht?
Neben dem Bischofsstab und dem Kreuz um den Hals tragen Bischöfe auch einen Bischofsring. Im Falle Würtz wurde dieser vom Goldschmied Thomas Landwehr aus Elzach gefertigt. Der aus Gelbgold gefertigte Ring weist in WEißgold Symbole wie Münsterkreuz, Fisch und Salzkristalle auf, zudem den Wahlspruch ‚Dein Reich komme‘ in Lateinisch.
Historisch lassen sich Bischofsringe erst ab dem 9.Jahrhundert nachweisen. Petrus und Jesus hatten solche Ringe nicht. Der Ring soll die Treue zur Kirche symbolisieren, gilt aber auch als Symbol der Herrschaft.
Was war denn das für eine Mütze auf dem Kopf des Bischofs?
Bischof Christian Würtz hatte eine sogenannte Mitra auf. Auch wenn schon früher die Hohen Priester besondere Kopfbedeckungen auf dem Kopf hatten, sind Kopfbedeckungen wie die Mitra wohl auf Phryger in Kleinasien im 8.Jahrhundert vor Christus zurückzuführen. Seit Anfang des 8.Jahrhunderts Papst Constantin (708-715) eine der heutigen Mitra ähnliche Kopfbedeckung trug, hat sie sich als Kopfbedeckung bei den Päpsten eingebürgert.
Hat der neue Bischof in Freiburg auch ein eigenes Wappen?
Ja, auch daran wurde gedacht:
Zu sehen sind das Münsterkreuz, was früher nur das Steinmetzzeichen für die Münsterbauhütte in Freiburg war, aber immer mehr zu einem Zeichen für das Freiburger Münster insgesamt wurde, wie auch drei Salzkristalle und ein Fisch. Die Salzkristalle sollen die Verbindung zu seinem Familiennamen Würtz herstellen, der wohl auf einen Gewürz- oder Salzhändler zurückgeht. Der Fisch ist in Anlehnung an die wundersame Brotvermehrung in der Bibel gewählt worden, wo Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen eine riesengroße Menschenmenge sättigt. Unten wird das Wappen von „Dein Reich komme“ in Lateinisch begrenzt, oben von einem Prälatenhut in grün.