Neue Besen kehren gut, das gilt auch für Tina Müller, die an der Spitze der Parfümeriekette Douglas steht. Die Kette, die längst über die Grenzen Deutschlands hinaus gewachsen ist, will 70 der 2400 Filialen schließen.
Schließungen überwiegend im Ausland
Die Schließungen werden allerdings überwiegend im Ausland stattfinden und betreffen überwiegend Filialen, wo die Nachfrage nicht zur Kostenstruktur passt und die Entwicklungsperspektive wenig vielversprechend ist – auch wenn diese aktuell ggf. noch profitabel arbeiten. Die weitaus meisten deutschen Filialen rechnen sich nach Konzernangaben für die Kette. Welche Filialen genau geschlossen werden sollen, will Douglas im Moment noch nicht bekannt geben. Es sei auch nicht geplant, über die 70 hinaus weitere Filialen zu schließen. Betroffene Mitarbeiter sollen im Übrigen nach Möglichkeit in anderen Filialen untergebracht werden.
Seit 2017 bei Douglas
Tina Müller, die vor dem Wechsel zu Douglas bei Opel für das Marketing verantwortlich war, ist mittlerweile seit Ende 2017 bei Douglas. Doch Kosmetik ist ihr nicht fremd: Sie war vor der Tätigkeit bei Opel bereits für L’Oréal, Wella und Henkel tätig.
Onlinegeschäft ist hart umkämpft
Tina Müller hat beim Parfümriesen schnell erkannt, dass ein Schatz im Onlinegeschäft zu heben ist und setzt auf Onlinemarketing – ohne das Filialgeschäft zu vernachlässigen. Ein harter Wettbewerb mit anderen Online-Parfümanbietern, bei dem es oft auch um den Preis geht, macht das Geschäft anspruchsvoll. Längst geht es auch um Kundenbindung und Zusatznutzen für den Kunden, um sich vom reinen Preiswettbewerb zu distanzieren. In die ‚Praktiker-20%-auf-alles-Falle‘ will Müller nicht tappen. Auch in den Filialen setzt sie auf mehr Service und Beratung. Vor allen Dingen in Osteuropa sieht man noch Ausbaupotential.
Douglas-Immobilie in Hagen verkauft
Müller, die die Geschäfte aus der Douglas-Zentrale in Düsseldorf lenkt, hat jüngst auch die Immobilie, in der früher die Douglas-Zentrale in Hagen untergebracht war, verkauft und ist dort zukünftig nur noch Mieter. Man wolle sein Geld nicht mit der Eigentumsverwaltung von Immobilien verdienen. Neuer Besitzer der Immobilie ist die Verifort Capital Gruppe mit Sitz in Tübingen.
Schminken im Beauty-Mirror
Tina Müller lässt immer wieder auch Neuheiten testen, die von Vorteil für die überwiegend weiblichen Kundinnen sein könnten, – so z.B. einen Beauty-Mirror in der Düsseldorfer Filiale. In dem Spiegel können Kunden und Kundinnen virtuell das Aussehen verschiedener Make Ups sehen. In einer Douglas-App steht eine ähnliche Funktion (Augmented Reality) auch zur Verfügung. Ohne das Make Up wirklich auftragen zu müssen, kann man das Aussehen nach der Ntzung eines von über 1000 Produkten simulieren, das Bild mit anderen teilen oder die Produkte dazu per Klick bestellen. Bereits mit Schmink-Abteilen in deutschen Fernzügen machte Müller auf sich aufmerksam.
Zusammen mit Vanessa Stützle, die Müller als International Head of E-Commerce an die Spitze geholt hatte, hat sie bei Douglas noch viel vor.
Douglas in Zahlen
Man sieht an den Zahlen, dass sich bei Douglas was getan hat, hier die Zahlen für die erste Hälfte des Geschäftsjahrs 2018/2019:
- Umsatz in Deutschland: 717 Mio Euro (+ 3,8%)
- Gesamtumsatz 1,95 Milliarden Euro (+4,8%)
- Onlineumsatz 327 Millionen Euro (nach 239 im Vorjahr)
- Gruppenumsatz Ladengeschäfte 1,611 Milliarden Euro (+0,8%)
- Umsatzanteil Eigenmarken (und Exclusivmarken) 347 Mio Euro (+8%)
- Durchschnitts-Online-Warenkorb in D. : 64 Euro (+4,9%)
Allerdings hat Tina Müller auch viel investiert, um den Konzern umzukrempeln und Umsätze zu generieren. In 2018 hatte man einen Verlust von 290 Mio Euro ausgewiesen, auch wenn das bereinigte operative Ergebnis bei 376 Mio Euro lag (+6%) .
Douglas gehört dem Finanzinvestor CVC und hatte zuletzt durch mehrere Zukäufe auf sich aufmerksam gemacht, u.a. den Onlinehändler Parfumdreams gekauft, aber auch Ketten wie Limoni und La Gardenia (Italien). In 21 europäischen Ländern ist man aktiv, z.B. unterhält man auch in Frankreich ca. 600 Stores.
Fotos: (c) by Douglas