Freiburg: Erzbistum – 30.000 statt 300.000 Euro für Missbrauch

Bischof Christian Würtz Freiburg Burger

Bischof Christian Würtz Freiburg Burger

Das Erzbistum Freiburg will zukünftig Missbrauchsopfer mit Beträgen zwischen 5.000 und 30.000 Euro abspeisen, ggf. zuzüglich regelmäßigen Zahlungen und Schadensersatz für Psychotherapie etc.

Bei der Deutschen Bischofskonferenz waren noch im September nach Anregugung durch Initiativen Beträge von 300.000 Euro pro Person als Pauschalzahlung, bzw. gestaffelten Beträgen zwischen 40.000 und 400.000 Euro im Gespräch. Umgesetzt wurde jetzt nur ein Bruchteil dieser Summen.

Mehr ist der katholischen Kirche offensichtlich zu teuer – trotz bundesweit Milliarden an Kirchensteuereinnahmen.

190 Geistliche als Täter in Freiburg

Alleine im Bereich des Erzbistums Freiburg sollen nach einer bereits 2018 veröffentlichten Studie (MHG) mindestens 442 Mädchen und Jungen von mindestens 190 Geistlichen missbraucht worden sein. Die Studie bezieht sich auf den Zeitraum von 1946 bis 2015. Die Fälle der letzten Jahre sind da noch gar nicht mitgezählt.

Bundesweit über 1600 Kleriker als Täter

Bundesweit wurden seit 1946 über 1600 Kleriker als Täter identifiziert, die sich an mindestens 3677 Minderjährigen vergangen haben sollen.

Nicht aus aktuellen Kirchensteuern, sondern aus früher gezahlten…

Die Kirche legt Wert darauf, dass die Entschädigungszahlungen nicht aus dem aktuellen Kirchensteueraufkommen bezahlt werden, sondern aus aus den Erträgen der Geldanlagen der Kirche bezahlt werden. Diese wurden in früheren Jahren aus den Kirchensteuern und Abgaben aufgebaut. Insoweit erfolgt die Finanzierung nicht aus aktuellen, sondern aus früher gezahlten Kirchensteuern. Rein praktisch aus den Sondervermögen der Kirche, welches z.B. aus Immobilien besteht.

Aus Opfer werden Betroffene

Die Kirche möchte überdies die Opfer solcher Missbrauchshandlungen zukünftig nicht mehr ‚Opfer‘ nennen, sondern ‚Betroffene‘. Ob es dadurch den Opfern besser geht, ist nicht bekannt. Mit welchen Beträgen man in Freiburg rechnet, will man nicht veröffentlichen, da man nicht genau wüsste, wieviele ‚Betroffene‘ Ansprüche geltend machen würden.

Über 2000 Anträge bundesweit

Die anderen Bistümer sind hinsichtlich der tatsächlichen Zahlen nicht so verschlossen, wie das Erzbistum Freiburg, dessen Bischof Burger immer wieder Offenheit predigt. Bundesweit sind bereits über 2000 (!) Anträge auf Zahlungen bekannt, wie die Deutsche Bischofskonferenz im September bestätigte.

Offenheit fehlt auch bei Steuerskandal im Erzbistum Freiburg

An Offenheit mangelt es auch bei dem Steuer- und Sozialabgabenskandal im Erzbistum Freiburg: Dort habe man schlichtweg über Jahre ‚irrtümlich vergessen‘ , Sozialabgaben und Steuern in Zusammenhang mit zahlreichen Beschäftigungsverhältnissen zu bezahlen. Eine dreistellige Millionensumme wurde dafür zurückgestellt, aber bislang weigert sich das Erzbistum die genauen Zahlen tatsächlich nachentrichteter Steuern, Sozialabgaben und Strafzahlungen zu benennen. Die Staatsanwaltschaft Freiburg sah bei der Nichtzahlung von Abgaben in zwei- und dreistelliger Millionenhöhe keine Absicht im Erzbistum.

18.000 Kirchenaustritte in Freiburg

Die Bevölkerung quittiert solche Nicht-Offenheit mit Kirchenaustritten: Alleine im Bereich des Erzbistums Freiburg kam es in 2018 zu über 18.000 Kirchenaustritten. Der Kirche scheint es nicht so weh zu tun, weil die in der Kirche verbleibenden Mitglieder verdienen offensichtlich kräftig und lassen die Kirchensteuereinnahmen kräftig sprudeln. Für das Jahr 2019 rechnet die katholische Kirche in Freiburg mit 523 Millionen Kirchensteuereinnahmen – nach 520 Millionen Euro im Vorjahr. Versteht sich, dass man bei den gestiegenen Einnahmen natürlich sparen müsse, vor allen Dingen an den Leistungen für die Gläubigen. So werden Gemeinden zusammengelegt und aus Mangel an Pfarrern pendeln diese zwischen verschiedenen Ortsteilen hin und her.

Kirchenaustritt kostet nur noch 19 Euro

Die Stadt Freiburg hat jüngst die Gebühr für den Kirchenaustritt halbiert: Für Erwachsene kostet er in Freiburg jetzt nur noch 19 Euro – eingebracht hatte die Vorlage u.a. Sascha Fiek (FDP).

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