Corona-Verordnungen in Deutschland – was heute beschlossen wurde (15.4.2020)

Coronavirus

Coronavirus

Lange haben die Bundeskanzlerin, Regierungsvertreter und die Ministerpräsidenten der Länder heute per Videokonferenz getagt. Ministerpräsident Söder ist dazu extra aus Bayern nach Berlin gereist.

Im Vorfeld hatten wir bereits über wahrscheinliche Entwicklungen berichtet, doch nun steht definitiv fest, was beschlossen wurde. Im Einzelnen sind dies:

  1. Kontaktbeschränkungen bleiben wie bisher mindestens bis zum 3.5.2020 bestehen
  2. Ein Mindestabstand zu anderen Personen von 1,5 m ist auch weiterhin wie bisher einzuhalten. Verstöße werden von den Ordnungsbehörden sanktioniert. Mehr als 2 Personen dürfen also nicht ohne Weiteres zusammentreffen.
  3. Gesundheitsdienste werden aufgestockt, sodass für 20.000 Einwohner jeweils 5 Personen dort vorgehalten werden. Dies dient dazu, Kontaktketten schneller nachzuvollziehen.
  4. Eine App zu Kontakte tracken solle ggf. auf europäischer Ebene gefördert werden. Die Teilnahme solle freiwillig sein
  5. Testkapazitäten sollen ausgebaut werden, aber dann zielgerichteter eingesetzt werden
  6. Der Bund unterstützt auch weiterhin Länder und kassenärztliche Vereinigungen bei der Besorgung von medizinischer Schutzausrüstung. In der Öffentlichkeit ist das Tragen von Schutzmaterialien, auch einfacher Struktur empfohlen, aber nicht vorgeschrieben.
  7. In Pflege-, Alten- und Behindertenheimen müssen besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden
  8. Schulen sollen beginnend ab 4.Mai wieder öffnen, zuerst die Schüler der Abschlussklassen. Bis 29.April erarbeitet die Kultusministerkonferenz ein Konzept dafür.
  9. Großveranstaltungen bleiben bis mindestens 31.August untersagt. Wie Großveranstaltungen im Einzelnen definiert werden, legen die Länder noch fest
  10. Geschäfte bis 800 qm Verkaufsfläche können wieder öffnen, wenn Auflagen zur Hygiene und Steuerung des Zutritts gewährleistet sind. Warteschlangen außerhalb des Gebäudes müssen vermieden werden. Dafür ist der 20.4. vorgesehen. Unabhängig von der Verkaufsfläche können öffnen: Autohändler, Fahrradhändler, Buchhandlungen.
  11. Friseurbetriebe sollen sich darauf einstellen, ab 4.Mai wieder öffnen zu dürfen. Aber nur, wenn Warteschlangen vermieden werden und persönliche Schutzausrüstung benutzt wird.
  12. Religion kann auch weiter frei ausgeübt werden, allerdings bleiben – konfessionsunabhängig – Zusammenkünfte in Gruppen auch weiterhin untersagt.
  13. Betriebe müssen für Arbeitnehmer ein Schutzkonzept erarbeiten und umsetzen. Wo Heimarbeit möglich ist, sollte dies umgesetzt werden
  14. Bund und Länder unterstützen die Industrie, Lieferketten wieder herzustellen, dazu stellen die Wirtschaftsministerien Kontaktstellen für betroffene Unternehmen zur Verfügung.
  15. Private Reisen und überregionale touristische Ausflüge sind auch weiterhin untersagt. Übernachtungen im Inland sind nach wie vor nur für geschäftliche Zwecke erlaubt.
  16. In besonders betroffenen Regionen können weitergehende Maßnahmen, auch Verbote beschlossen werden, um individuell zu reagieren.

Geschlossen sind weiterhin:

a. Gastronomiebetriebe. Davon ausgenommen ist die Lieferung und Abholung
mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause.
b. Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und ähnliche Einrichtungen
c. Theater, Opern, Konzerthäuser, Museen, Galerien, Ausstellungen,
zoologische und botanische Gärten und ähnliche Einrichtungen
d. Messen, Kinos, Freizeitparks und Anbieter von Freizeitaktivitäten (drinnen und
draußen), Spezialmärkte (soweit im Beschluss vom 15.4. nicht explizit anders
geregelt), Spielhallen, Spielbanken, Wettannahmestellen und ähnliche
Einrichtungen
e. Prostitutionsstätten, Bordelle und ähnliche Einrichtungen
f. der Sportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen,
Schwimm- und Spaßbädern,
g. Fitnessstudios und ähnliche Einrichtungen
h. Outlet-Center und Spielplätze

Beschlüsse aus der Telefonkonfererenz im Wortlaut:

Telefonschaltkonferenz
der Bundeskanzlerin mit den
Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder
am 15. April 2020


Beschluss
Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der
COVID19-Epidemie
Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder fassen folgenden Beschluss:
Die hohe Dynamik der Verbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) in Deutschland in der ersten Märzhälfte hat dazu geführt, dass Bund und Länder für die Bürgerinnen und Bürger einschneidende Beschränkungen verfügen mussten, um die Menschen vor der Infektion zu schützen und eine Überforderung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, die diese Maßnahmen mit
Gemeinsinn und Geduld einhalten und besonders denjenigen, die für die praktische Umsetzung der Maßnahmen sorgen und natürlich auch denen, die im Gesundheitssystem ihren Dienst leisten, gilt unser herzlicher Dank.
Durch die Beschränkungen haben wir erreicht, dass die Infektionsgeschwindigkeit in Deutschland abgenommen hat. Das ist eine gute Nachricht. Gleichzeitig haben wir aber auch gelernt, dass ohne Beschränkungen die Infektionsgeschwindigkeit sehr schnell zunimmt, während das Verlangsamen des Geschehens sehr viel Zeit braucht
und einschneidende Maßnahmen erfordert.


Deshalb müssen wir alles tun, um die Erfolge der letzten Wochen zu sichern. Für die kommende Zeit ist die Leitschnur unseres Handelns, dass wir alle Menschen in Deutschland so gut wie möglich vor der Infektion schützen wollen. Das gilt besonders für ältere und vorerkrankte Menschen, aber auch bei jüngeren Infizierten gibt es schwere Verläufe. Deshalb stehen Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen überall und insbesondere dort, wo Kontakte notwendig sind, etwa in bestimmten Arbeitsumgebungen, besonders im Mittelpunkt.
Wir werden in kleinen Schritten daran arbeiten, das öffentliche Leben wieder zu beginnen, den Bürgerinnen und Bürgern wieder mehr Freizügigkeit zu ermöglichen und die gestörten Wertschöpfungsketten wiederherzustellen. Dies muss jedoch gut vorbereitet werden und in jedem Einzelfall durch Schutzmaßnahmen so begleitet werden, dass das Entstehen neuer Infektionsketten bestmöglich vermieden wird. Der Maßstab bleibt dabei, dass die Infektionsdynamik so moderat bleiben muss, dass
unser Gesundheitswesen jedem Infizierten die bestmögliche Behandlung
ermöglichen kann und die Zahl der schweren und tödlichen Verläufe minimiert wird.
Wir müssen uns alle bewusst machen, dass wir die Epidemie durch die
Verlangsamung der Infektionsketten der letzten Wochen nicht bewältigt haben, sie dauert an. Deshalb können wir nicht zum gewohnten Leben der Zeit vor der Epidemie zurückkehren, sondern wir müssen lernen, wie wir für eine längere Zeit mit der Epidemie leben können.
Deshalb vereinbaren die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder:

  1. Die gemeinsamen Beschlüsse vom 12., 16. und 22. März 2020 sowie die
    begleitenden ChefBK/CdS-Beschlüsse sowie die Entscheidungen des CoronaKabinetts bleiben gültig. Die daraufhin getroffenen Verfügungen werden bis zum
  2. Mai verlängert, soweit im Folgenden nicht abweichende Festlegungen
    getroffen werden (Anlage 1 gibt eine orientierende Übersicht über die
    fortbestehenden Maßnahmen).
  3. Die wichtigste Maßnahme auch in der kommenden Zeit bleibt es, Abstand zu halten. Deshalb bleibt es weiter entscheidend, dass Bürgerinnen und Bürger in der Öffentlichkeit einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten und sich dort nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes aufhalten. Dies gilt weiterhin verbindlich und Verstöße gegen diese Kontaktbeschränkungen werden
    entsprechend von den Ordnungsbehörden sanktioniert.
  4. Um zukünftig Infektionsketten schnell zu erkennen, zielgerichtete Testungen durchzuführen, eine vollständige Kontaktnachverfolgung zu gewährleisten und die Betroffenen professionell zu betreuen, werden in den öffentlichen Gesundheitsdiensten vor Ort erhebliche zusätzliche Personalkapazitäten geschaffen, mindestens ein Team von 5 Personen pro 20.000 Einwohner. In besonders betroffenen Gebieten sollen zusätzliche Teams der Länder eingesetzt werden und auch die Bundeswehr wird mit geschultem Personal solche Regionen
    bei der Kontaktnachverfolgung und -betreuung unterstützen. Das Ziel von Bund und Ländern ist es, alle Infektionsketten nachzuvollziehen und möglichst schnell zu unterbrechen. Um das Meldewesen der Fallzahlen zu optimieren und die Zusammenarbeit der Gesundheitsdienste mit dem RKI bei der Kontaktnachverfolgung zu verbessern, führt das Bundesverwaltungsamt onlineSchulungen durch. Zudem plant das Bundesministerium für Gesundheit ein
    Förderprogramm zur technischen Aus-und Aufrüstung sowie Schulung der lokalen Gesundheitsdienste. Um besser zu verstehen, in welchen Zusammenhängen die Ansteckungen stattfinden und damit eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben, wo kontaktbeschränkende Maßnahmen weiter besonders erforderlich sind, soll zukünftig, wie im Infektionsschutzgesetz auch angelegt, der mutmaßliche Ansteckungszusammenhang möglichst vollständig erfasst werden.
  5. Zur Unterstützung der schnellen und möglichst vollständigen Nachverfolgung von Kontakten ist der Einsatz von digitalem „contact tracing“ eine zentral wichtige Maßnahme. Bund und Länder unterstützen hierbei das Architekturkonzept des „Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing“, weil es einen gesamteuropäischen Ansatz verfolgt, die Einhaltung der europäischen und deutschen Datenschutzregeln vorsieht und lediglich epidemiologisch relevante Kontakte der letzten drei Wochen anonymisiert auf dem Handy des Benutzers ohne die Erfassung des Bewegungsprofils speichert. Darüber hinaus soll der Einsatz der App auf Freiwilligkeit basieren. Sobald auf Grundlage der bereits vorgestellten Basissoftware eine breit einsetzbare Anwendungssoftware (App) vorliegt, wird es darauf ankommen, dass breite Teile der Bevölkerung diese Möglichkeit nutzen, um zügig zu erfahren, dass sie Kontakt zu einer infizierten Person hatten, damit sie schnell darauf reagieren können. Bund und Länder werden dazu aufrufen. Ferner werden alle diejenigen, die unabhängig davon an
    Tracing-Apps arbeiten, eindringlich gebeten, das zugrundeliegende
    Architekturkonzept zu nutzen, damit alle Angebote kompatibel sind. Ein Flickenteppich von nicht zusammenwirkenden Systemen würde den Erfolg der Maßnahme zunichte machen.
  6. Deutschland hat eine hohe Testkapazität von bis zu 650.000 Tests in der Woche, um Corona-Infektionen festzustellen (PCR-Tests). Der Bund sichert zusätzliche Testkapazitäten für Deutschland durch den Zukauf von Testgerät und – soweit als möglich in der aktuellen Weltmarktlage – durch die Sicherung von Einzelkits, Reagenzien und Verbrauchsmaterial durch dreiseitige Verträge unter Beteiligung des Bundes als Abnahmegarant. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor zur
    Bekämpfung der Epidemie besteht darin, zielgerichtet und zum richtigen Zeitpunkt zu testen. Deshalb wird das Testgeschehen eng zwischen dem RobertKoch-Institut und den Gesundheitsdiensten von Ländern und Kommunen abgestimmt, um Erkrankte schnell und sicher zu identifizieren und umgehend die notwendige Quarantäne, Kontaktnachverfolgung und Behandlung einzuleiten.
  7. Der Bund unterstützt die Länder sowie die kassenärztlichen Vereinigungen bei der Beschaffung von medizinischer Schutzausrüstung für das Gesundheitswesen. Neben der Beschaffung, vornehmlich im Ausland, werden auch in Deutschland unter Hochdruck Produktionskapazitäten für die entsprechenden Produkte aufgebaut. Das vordringliche Ziel besteht in einer Vollversorgung der Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Pflege mit medizinischen Schutzmasken, die den Träger vor einer Infektion schützen. Darüberhinausgehende Kapazitäten sollen in Bereichen des Arbeitsschutzes zum Einsatz kommen, in denen beruflich bedingt eine Einhaltung von Kontaktabständen nicht durchgängig gewährleistet werden kann. Für den Alltagsgebrauch gelten hinsichtlich des Tragens von Masken im öffentlichen Raum die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, nach denen das Tragen sogenannter (nicht-medizinischer) Alltagsmasken oder Community-Masken in
    öffentlichen Räumen, in denen der Mindestabstand regelhaft nicht gewährleistet werden kann (z.B. ÖPNV), das Risiko von Infektionen reduzieren kann. Sie schützen insbesondere die Umstehenden vor dem Auswurf von festen oder flüssigen Partikeln durch den (möglicherweise asymptomatischen, aber infektiösen) Träger der Masken. Insofern wird den Bürgerinnen und Bürgern die
    Nutzung entsprechender Alltagsmasken insbesondere im öffentlichen
    Personennahverkehr und beim Einkauf im Einzelhandel dringend empfohlen.
  8. Für vulnerable Gruppen und insbesondere für Pflegeheime, Senioren- und Behinderteneinrichtungen müssen nach den jeweiligen lokalen Gegebenheiten und in den jeweiligen Institutionen besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dabei muss der Schutz der vulnerablen Gruppen im Vordergrund stehen und die Gefahr der Ausbreitung von Infektionen in den Einrichtungen der
    wesentliche Maßstab sein. Es ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass
    entsprechende Regularien nicht zu einer vollständigen sozialen Isolation der Betroffenen führen dürfen. Daher soll für die jeweilige Einrichtung unter Hinzuziehung von externem Sachverstand, insbesondere von Fachärzten für Krankenhaushygiene, ein spezifisches Konzept entwickelt werden und dieses im
    weiteren Verlauf eng im Hinblick auf das Infektionsgeschehen im jeweiligen Umfeld weiterentwickelt und angepasst werden.
  9. Vor der Öffnung von Kindergärten, Schulen und Hochschulen ist ein Vorlauf notwendig, damit vor Ort die notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen getroffen und zum Beispiel die Schülerbeförderungen organisiert werden können. Die
    Schulträger, Träger der Beförderung und die Schulgemeinschaft werden frühestmöglich unterrichtet.
    Die Notbetreuung wird fortgesetzt und auf weitere Berufs- und Bedarfsgruppen ausgeweitet.
    Prüfungen und Prüfungsvorbereitungen der Abschlussklassen dieses Schuljahres sollen nach entsprechenden Vorbereitungen wieder stattfinden können.
    Ab dem 4. Mai 2020 können prioritär auch die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen und qualifikationsrelevanten Jahrgänge der allgemeinbildenden sowie berufsbildenden Schulen, die im nächsten Schuljahr ihre Prüfungen ablegen, und die letzte Klasse der Grundschule beschult werden.
    Die Kultusministerkonferenz wird beauftragt, bis zum 29. April ein Konzept für weitere Schritte vorzulegen, wie der Unterricht unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, insbesondere unter Berücksichtigung des Abstandsgebots durch reduzierte Lerngruppengrößen, insgesamt wieder aufgenommen werden
    kann. Dabei soll neben dem Unterricht auch das Pausengeschehen und der Schulbusbetrieb mit in den Blick genommen werden. Jede Schule braucht einen Hygieneplan. Die Schulträger sind aufgerufen, die hygienischen Voraussetzungen vor Ort zu schaffen und dauerhaft sicherzustellen.
    Über den jeweiligen Zeitpunkt der Aufnahme des Unterrichts der jeweiligen Klassenstufen und der Betreuung in Kindergärten berät die Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder vor dem Hintergrund der Entwicklung der Infektionszahlen.
    In der Hochschullehre können neben der Abnahme von Prüfungen auch Praxisveranstaltungen, die spezielle Labor- bzw. Arbeitsräume an den Hochschulen erfordern, unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen wieder aufgenommen werden. Bibliotheken und Archive können unter Auflagen zur Hygiene, Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen geöffnet werden.
  10. Großveranstaltungen spielen in der Infektionsdynamik eine große Rolle, deshalb bleiben diese mindestens bis zum 31. August 2020 untersagt.
  11. Folgende Geschäfte können zusätzlich unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen wieder öffnen:
    • alle Geschäfte bis zu 800 qm Verkaufsfläche
    • sowie unabhängig von der Verkaufsfläche Kfz-Händler, Fahrradhändler,
    Buchhandlungen.
  12. Unter den Dienstleistungsbetrieben, bei denen eine körperliche Nähe
    unabdingbar ist, sollen sich zunächst Friseurbetriebe darauf vorbereiten, unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen sowie unter Nutzung von persönlicher Schutzausrüstung den Betrieb ab dem 4. Mai wieder aufzunehmen.
  13. Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder sind sich bewusst, dass die Religionsausübung ein besonders hohes Gut darstellt und gerade vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten, die diese Epidemie und ihre Folgen für viele Menschen auslöst, gelebter Glaube Kraft und
    Zuversicht spendet. Nach allem, was wir jedoch über die Rolle von
    Zusammenkünften bei der Verbreitung des Virus sowie über die
    Ansteckungsgefahr und die schweren Verläufe bei vulnerablen Gruppen wissen, ist es weiter dringend geboten, sich auf die Vermittlung von religiösen Inhalten auf medialem Weg zu beschränken. Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen,
    Synagogen sowie religiöse Feierlichkeiten und Veranstaltungen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften sollen zunächst weiter nicht stattfinden. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat wird gemeinsam mit Vertretern aus dem Kreis der Ministerpräsidenten mit den großen Religionsgemeinschaften noch in dieser Woche das Gespräch aufnehmen, um
    einen möglichst einvernehmlichen Weg vorzubesprechen.

  14. Auch in der Pandemie wollen wir in Industrie und Mittelstand sicheres Arbeiten möglichst umfassend ermöglichen. Ausgenommen bleiben wirtschaftliche Aktivitäten mit erheblichen Publikumsverkehr. Die Arbeitgeber haben eine besondere Verantwortung für ihre Mitarbeiter, um sie vor Infektionen zu schützen. Infektionsketten, die im Betrieb entstehen, sind schnell zu identifizieren. Deshalb muss jedes Unternehmen in Deutschland auch auf Grundlage einer angepassten Gefährdungsbeurteilung sowie betrieblichen Pandemieplanung ein Hygienekonzept umsetzen. Ziel ist u.a. nicht erforderliche Kontakte in der Belegschaft und mit Kunden zu vermeiden, allgemeine Hygienemaßnahmen umzusetzen und die Infektionsrisiken bei erforderlichen Kontakten durch besondere Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu minimieren. Die Unternehmen
    sind weiterhin aufgefordert, wo immer dies umsetzbar ist, Heimarbeit zu ermöglichen. Die für den Arbeitsschutz zuständigen Behörden sowie die Unfallversicherungsträger beraten die Unternehmen dabei und führen Kontrollen durch. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist dazu mit den Sozialpartnern, Ländern und DGUV im Gespräch und wird kurzfristig ein Konzept hierfür vorlegen.
  15. Vielfach ist es in den letzten Wochen unabhängig von angeordneten
    Schließungen zu Produktionsproblemen und Produktionsstillstand gekommen, weil wesentliche Komponenten nicht mehr geliefert wurden. Bund und Länder unterstützen die Wirtschaft, gestörte internationale Lieferketten wiederherzustellen. Dazu richten die Wirtschaftsministerien des Bundes und der Länder Kontaktstellen für betroffene Unternehmen ein. Diese sollen auf politischer Ebene dazu beitragen, dass die Herstellung und Lieferung benötigter
    Zulieferprodukte, wo möglich, wieder reibungslos erfolgt. Auf Seiten des Bundes wirken in dieser Kontaktstelle auch das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, das für den Zoll zuständige Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat mit.
  16. Um eine weiträumige Ausbreitung des Virus möglichst zu verhindern, bleiben Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, generell auf private Reisen und Besuche -auch von Verwandten- zu verzichten. Das gilt auch im Inland und für überregionale tagestouristische Ausflüge. Die weltweite Reisewarnung wird aufrechterhalten. Übernachtungsangebote im Inland werden weiterhin nur für
    notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt.

    Für Ein- und Rückreisende wird weiter eine zweiwöchige Quarantäne nach den Bestimmungen der zwischen Bund und Ländern vereinbarten Musterverordnung vom 8.4.2020 angeordnet. Für den Warenverkehr, für Pendler und andere beruflich Reisende bleibt die Einreise nach Deutschland und die Ausreise aus Deutschland weiter wie bisher grundsätzlich möglich.
  17. Im weiteren Verlauf muss berücksichtigt werden, dass die Epidemie sich in Deutschland nicht gleichmäßig ausbreitet. Während einige Landkreise noch kaum betroffen sind, kommt es in anderen Regionen zu Überlastungen im Gesundheitswesen und dem öffentlichen Gesundheitsdienst. Daraus folgt ein dynamisches Infektionsgeschehen, welches die Ausbreitung des Virus in
    Deutschland begünstigt. Deshalb werden Bund und Länder schnell abrufbare Unterstützungsmaßnahmen für besonders betroffene Gebiete bereitstellen und stimmen sich dabei zwischen den Krisenstäben von Bund und Ländern eng ab.
    Wenn die deutschlandweit erzielten Erfolge in der Verlangsamung des
    Infektionsgeschehens nicht gefährdet werden sollen, muss auf eine regionale Dynamik mit hohen Neuinfektionszahlen und schnellem Anstieg der Infektionsrate sofort reagiert werden. Dazu gehört auch, dass die derzeitigen, umfassenden Beschränkungen dort aufrechterhalten bzw. nach zwischenzeitlichen
    Lockerungen dort sofort wieder konsequent eingeführt werden. Darüber hinaus können auch Beschränkungen nicht erforderlicher Mobilität in die besonders betroffenen Gebiete hinein und aus ihnen heraus im Einzelfall geboten sein.
  18. Eine zeitnahe Immunität in der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 ohne Impfstoff zu erreichen, ist ohne eine Überforderung des Gesundheitswesens und des Risikos vieler Todesfälle nicht möglich. Deshalb kommt der Impfstoffentwicklung eine zentrale Bedeutung zu. Die Bundesregierung unterstützt deutsche Unternehmen und internationale Organisationen dabei, die Impfstoffentwicklung
    so rasch wie möglich voranzutreiben. Ein Impfstoff ist der Schlüssel zu einer Rückkehr des normalen Alltags. Sobald ein Impfstoff vorhanden ist, müssen auch schnellstmöglich genügend Impfdosen für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen.
  19. Neben der Impfstoffentwicklung leistet die Forschung noch weitere wichtige
    Beiträge zur Bewältigung der Pandemie. Mit Unterstützung von
    Forschungseinrichtungen von Bund und Ländern wird eine SARS-CoV-2-
    Datenbank aufgebaut, in der stationäre Behandlungen dokumentiert und
    ausgewertet werden. In Verbindung mit Studien zu verschiedenen Medikamenten
    9
    können so die besten Ansätze zur Vermeidung und Behandlung schwerer
    Krankheitsverläufe gefunden werden. Mit dieser Initiative nimmt Deutschland an
    der „WHO Solidarity Trial“ teil. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der
    Bestimmung der Immunität gegenüber SARS-CoV-2 in der Gesamtbevölkerung
    und bestimmten Bevölkerungsgruppen. Dazu werden Testkapazitäten ausgebaut
    und Entwicklung und Optimierung der Tests unterstützt. Erste regionale Studien
    haben bereits begonnen und breit angelegte Studien sind in Planung. Diese
    Information fließt fortlaufend in die Einschätzung des weiteren Pandemieverlaufs
    in Deutschland ein.
    19.Mit diesem Beschluss ergreifen Bund und Länder zahlreiche Maßnahmen, um die
    Infektionsketten noch besser zu kontrollieren. Einige davon greifen sofort, andere
    brauchen noch Zeit. Deshalb ist es richtig, regelmäßig, etwa alle zwei Wochen die
    Infektionsdynamik zu kontrollieren und insbesondere die Auslastung des
    Gesundheitswesens (v.a. im Bereich der Beatmungskapazitäten) und die
    Leistungsfähigkeit des öffentlichen Gesundheitsdienstes (v.a. vollständige
    Kontaktnachverfolgung) genau zu betrachten. Danach ist jeweils zu entscheiden,
    ob und welche weiteren Schritte ergriffen werden können. Entsprechend dieser
    Logik gelten die hier beschriebenen ersten Schritte zunächst bis zum 3. Mai.
    Rechtzeitig vor dem 4. Mai werden die Bundeskanzlerin und die
    Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder die Entwicklung des
    Infektionsgeschehens sowie die wirtschaftliche und soziale Lage in Deutschland
    gemeinsam erneut bewerten und im Lichte der Ergebnisse weitere Maßnahmen
    beschließen.
    Anlage 1: Grobübersicht über fortbestehende Maßnahmen aus früheren Beschlüssen
    Anlagen sind kein Gegenstand des Beschlusses.
    10
    Anlage 1:
    Grobübersicht über fortbestehende Maßnahmen aus früheren Beschlüssen
    (Diese Liste dient der Übersicht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist kein Beschlussbestandteil)
    Die Bundesregierung und die Regierungschefs der Bundesländer haben vor dem 15.4.2020
    wiederholt Leitlinien zum einheitlichen Vorgehen zur weiteren Beschränkung von sozialen
    Kontakten im öffentlichen Bereich angesichts der Corona-Epidemie in Deutschland
    vereinbart. Folgende wesentliche Aspekte sind im oben genannten Beschluss nicht extra
    erwähnt und gelten gemäß Ziff. 1 daher unverändert weiter:
  20. Ausdrücklich nicht geschlossen, sondern ggf. auch Sonntags geöffnet unter Auflagen
    zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen
    bleibt:
    a. der Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste,
    Getränkemärkte,
    b. Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien,
    c. Tankstellen,
    d. Banken und Sparkassen, Poststellen,
    e. Reinigungen, Waschsalons,
    f. der Zeitungsverkauf,
    g. Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und der
    h. Großhandel.
  21. Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen.
  22. Dienstleistungsbetriebe können ihrer Tätigkeit weiter nachgehen, jedoch bleiben Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe (mit heutigem Beschluss mit Ausnahme von Friseuren) geschlossen, weil in diesem Bereich eine körperliche Nähe
    unabdingbar ist. Medizinisch notwendige Behandlungen bleiben weiter möglich.
  23. Alle Einrichtungen des Gesundheitswesen bleiben unter Beachtung der gestiegenen hygienischen Anforderungen geöffnet.
  24. Für den Publikumsverkehr geschlossen sind
    a. Gastronomiebetriebe. Davon ausgenommen ist die Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause.
    b. Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und ähnliche Einrichtungen
    c. Theater, Opern, Konzerthäuser, Museen, Galerien, Ausstellungen,
    zoologische und botanische Gärten und ähnliche Einrichtungen
    d. Messen, Kinos, Freizeitparks und Anbieter von Freizeitaktivitäten (drinnen und
    draußen), Spezialmärkte (soweit im Beschluss vom 15.4. nicht explizit anders
    geregelt), Spielhallen, Spielbanken, Wettannahmestellen und ähnliche
    Einrichtungen
    e. Prostitutionsstätten, Bordelle und ähnliche Einrichtungen
    f. der Sportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen, Schwimm- und Spaßbädern,
    g. Fitnessstudios und ähnliche Einrichtungen
    h. Outlet-Center
    i. Spielplätze.
  25. Verboten sind
    a. Zusammenkünfte in Vereinen und sonstigen Sport- und Freizeiteinrichtungen
    sowie die Wahrnehmung von
    b. Angeboten in Volkshochschulen, Musikschulen und sonstigen öffentlichen und
    privaten Bildungseinrichtungen im außerschulischen Bereich.
  26. Weiterhin zu erlassen sind
    a. Besuchsregelungen für Krankenhäuser, Vorsorge- und
    Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeheime und besondere Wohnformen im Sinne des SGB IX sowie ähnliche Einrichtungen, um den Besuch zu beschränken (z.B. Besuch einmal am Tag, für eine Stunde, allerdings nicht von Kinder unter 16 Jahren, nicht von Besuchern mit Atemwegsinfektionen,
    etc.)
    b. in den vorgenannten Einrichtungen sowie in Universitäten, Schulen und Kindergärten, soweit deren Betrieb nicht gänzlich eingestellt wird, ein generelles Betretungsverbot mindestens für Personen, die sich in den letzten 14 Tagen im Ausland oder besonders betroffenen Regionen im Inland aufgehalten haben
    c. Auflagen für Hotels (nur Geschäfts- kein Tourismusbetrieb), das Risiko einer Verbreitung des Corona-Virus zu minimieren, etwa durch Abstandsregelung für die Tische, Reglementierung der Besucherzahl, Hygienemaßnahmen und – hinweise

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