In Coesfeld wird die von der Bundesregierung vorgegebene Anzahl von Neuinfektionen pro Woche von 50 aktuell deutlich überschritten, man ist aktuell schon bei über 90 Infektionen pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen. Daher werden dort die vorgesehenen Lockerungen um mindestens eine Woche verschoben.
230 Westfleisch-Beschäftigte
Unter den Infizierten im Kreis Coesfeld sind alleine 230 Beschäftigte, die bei WESTFLEISCH arbeiten, zumeist Südosteuropäer, die man in fragwürdigen Unterkünften hausen lässt. In der Vergangenheit wurden diese laut Zeugenaussagen in Sammeltransportern morgens ohne ausreichend Schutz zur Arbeit gefahren und haben sich in den Unterkünften beliebig getroffen und ausgetauscht. Anwohner beobachteten häufig überfüllte Busse und Sprinter mit vielen anscheinend osteuropäischen Arbeitern, die eng zusammengepfercht in den Bussen und Transportern zum Werktstor gefahren wurden. In den Unterkünften haben sich oft mehrere nicht miteinander verwandte Beschäftigte Sanitäreinrichtungen teilen müssen. Die Werksleitung hingegen sprach von „familienähnlichen Wohnverhältnissen“.
Westfleisch-Standort bleibt geschlossen
Der von den Behörden geschlossene Westfleisch-Standort bleibt erstmal geschlossen, wie das Verwaltungsgericht Münster auf einen Eilantrag der Firma Westfleisch entschied.
Bis vor kurzem war noch nicht einmal alle Mitarbeiter getestet
Nach dem letzten Stand sind noch nicht einmal alle Mitarbeiter von Westfleisch überhaupt getestet worden. Am Anfang hielten es die Behörden für vernünftig, nur Mitarbeiter mit Symptomen und deren ermittelte Kontakte zu testen. Ein schwerer Fehler, wie sich angesichts der großen Infektionszahlen jetzt herausstellte. Die betroffenen Westfleisch-Mitarbeiter, die teilweise gar nicht wussten, dass sie infiziert waren, haben im Umland in Supermärkten eingekauft, an Tankstellen getankt und sich frei in den Innenstädten bewegt. Laut Unternehmensmitteilung waren zuletzt erst 952 von 1200 Mitarbeitern überhaupt einem Test unterzogen worden.
Amt für Arbeitsschutz stellte Probleme bei Westfleisch fest
Das Amt für Arbeitsschutz stellte bei Kontrollen Probleme bei Westfleisch fest, die die Firma vorher geleugnet hatte. Unter anderem:
- Der Mindestabstand konnte im Bereich des Zerlegebands nicht immer eingehalten werden
- In den Umkleiden wurden Mindestabstände auch nicht eingehalten
- Mund-Nasen-Schutzmasken wurden am Zerlegeband nicht ordnungsgemäß getragen
- Die Firma war nicht in der Lage, Infektionsschwerpunkte zu benennen
Der Betrieb wurde daher wegen unzureichender Vorsichtsmaßnahmen geschlossen.
Westfleisch schon in der Vergangenheit kein Aushängeschild
Die Probleme bei Westfleisch beim Umgang und Einsatz von Billigarbeitskräften aus Südosteuropa sind nicht neu. Bereits in den vergangenen Jahren war die Firma mehrfach mit Vorwürfen oder gar Gerichtsverfahren konfrontiert:
- Im Jahr 2005 soll man Mitarbeiter über Gebühr lange beschäftigt haben, von 6 Schichten pro Woche a 12 Stunden war die Rede
- Beschäftigte wurden über Sub- oder gar Sub-Sub-Unternehmen beschäftigt
- Verfahren wegen Schwarzarbeit waren anhängig
- Sozialversicherungsbetrug bei Leiharbeitsfirmen, die Mitarbeiter bei Westfleisch beschäftigten, ist aktenkundig und führte zu Gefängnisstrafe
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