Der Lockdown dürfte der Modekette Adler den Rest gegeben haben. Miete für große Märkte zu zahlen ohne Umsätze zu haben in Kombination mit einem fehlenden umsatzträchtigem Onlinebusiness sorgten für die Insolvenz von Adler.
Adler soll saniert werden
Der Vorstand der Adler Modermärkte AG, Thomas Freude will die Verkaufsmärkte weiter betreiben und das Unternehmen sanieren. Ein entsprechender Antrag ist beim Amtsgericht Aschaffenburg gestellt worden, – allerdings wird ein Sachwalter Aufsicht führen. Von der Insolvenz bestroffen sind:
- Adler Mode GmbH
- Adler Orange GmbH & Co KG
- Adler Orange Verwaltung GmbH
- Adler Modemärkte AG
Preiswerte Mode für Ältere
Der Fokus der Adler Modemärkte liegt auf preiswerter Mode für die ältere Generation. Dazu betreibt man über 140 Märkte in Deutschland, aber auch Märkte in Österreich, Luxemburg und der Schweiz. Insgesamt betrieb man Ende 2019 172 Modemärkte mit der Zielgruppe 55+
Bereits im Frühjahr nur mit Kredit überlebt
Bereits durch den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kam man nur mit einem Kredit in zweistelliger Millionenhöhe und Kurzarbeit. Die Adler Insolvenz nur auf das Coronavirus zu schieben, greift jedoch zu kurz: Bereits in 2019 – vor Ausbruch der Corona-Pandemie – hat Adler rote Zahlen geschrieben und Verluste gemacht, da konnten auch Werbekampagnen mit Birgit Schrowange nichts daran ändern.
85% Umsatz mit Eigenmarken
Der Konzern erwirtschaftete zuletzt 85% des Umsatzes mit Eigenmarken wie:
- Bexleys
- Malva
- Thea
- My Own
- Via Cortesa
- Viventy by Bernd Berger
Stationärer Modehandel schrumpft – Online verschlafen
Obwohl der stationäre Modehandel seit Jahren schrumpft, hat man bei Adler verschlafen, den Onlineabsatz massiv zu forcieren. Wohl hat man Ansätze betrieben mit eigenem Onlineshop und Listung von Produkten auf Otto.de und Amazon, aber man hätte früher und intensiver auf das „Pferd Online“ setzen müssen. Im Jahr 2019 erzielte man beispielsweise mit 9,9 Mio. Euro nur rund 2% seines Umsatzes aus dem Onlinegeschäft. Dieses Verschlafen des Online-Vertriebswegs rächt sich nun in der Coronakrise bitterlich. Im Jahr 2018 betrug der Online-Anteil des Absatzes 1,9%, was deutlich aufzeigt, dass man nicht genug in diesen Absatzkanal investiert hat.
Rund 2.700 Mitarbeiter betroffen
Bei Adler arbeiten rund 2.700 Mitarbeiter, die zumeist weiblich sind. Ende 2019 betrug der Mitarbeiterinnnen-Anteil 88,7%. Inkl. Tochtergesellschaften kommt man auf über 3000 Beschäftigte.
Der Verkauf soll in der Insolvenz in Eigenverwaltung weitergehen, wobei Lockdown-bedingt in Deutschland die Einzelhandelsgeschäfte aktuell geschlossen sind.
S&E Kapital GmbH ist Mehrheitseigentümer
Die S & E Kapital GmbH (München) ist Mehrheitseigentümer der Gesellschaft. Im November 2020 besaß sie 52,8% der Anteile der Adler Modemärkte AG. Die S&E Kapital GmbH hat bereits versucht, die Adler Modemärkte zu verkaufen, was sich offensichtlich im aktuellen Umfeld nicht so einfach gestaltet. S&E Kapital ist ein Joint Venture der Steilmann SE und Excalibur. Die Steilmann SE hatte in 2016 selbst Insolvenz angemeldet, wertvollster Teil der Insolvenzmasse war damals die Beteiligung an den Adler Modemärkten.
Pressemeldung Adler Insolvenz vom 10.1.2021:
Haibach bei Aschaffenburg, 10. Januar 2021:
Der Vorstand der Adler Modemärkte AG (ISIN
DE000A1H8MU) hat heute wegen Überschuldung der Gesellschaft beschlossen, beim Amtsgericht Aschaffenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gemäß § 270a
Insolvenzordnung (InsO) zu stellen.
Ziel der Eigenverwaltung ist es, das Unternehmen über einen Insolvenzplan zu sanieren. Dabei wird der Geschäftsbetrieb der Adler Modemärkte AG unter Aufsicht eines Sachwalters in vollem Umfang
fortgeführt. Der Vorstand bleibt weiterhin verwaltungs- und verfügungsbefugt. Zur Unterstützung des Vorstands hat dieser heute mit Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff, Kanzlei Gerloff Liebler
Rechtsanwälte, einen ausgewiesenen Experten in Restrukturierungs- und Insolvenzfällen zum Generalbevollmächtigten bestellt.
Auslöser für den Insolvenzantrag sind die erheblichen Umsatzeinbußen durch die seit Mitte Dezember 2020 andauernden Schließungen fast aller Verkaufsfilialen als Folge des neuerlichen COVID-19-Lockdowns. Trotz intensiver Bemühungen war es der Gesellschaft nicht möglich, die entstandene Liquiditätslücke über eine Kapitalzufuhr durch staatliche Unterstützungsfonds bzw. durch Investoren zu
schließen.
Die Adler Mode GmbH, die Adler Orange GmbH & Co. KG und die Adler Orange Verwaltung GmbH, jeweils 100%ige Tochtergesellschaften der Adler Modemärkte AG, haben heute ebenfalls beschlossen,
beim Amtsgericht Aschaffenburg einen Antrag auf Eröffnung von Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
zu stellen. Herr Dr. Christian Gerloff wird auch die Geschäftsführungen dieser Gesellschaften als Generalbevollmächtigter unterstützen. Andere inländischen und sämtliche ausländische Tochtergesellschaften der Adler Modemärkte AG sind nicht betroffen und führen ihre Geschäfte im
normalen Geschäftsgang unverändert fort.
Lockdown bedeutet geschlossene Türen bei Adler
Der noch mindestens bis zum 31.1.2021 bestehende Lockdown in Deutschland bedeutet erstmal für die Adler Modemärkte: Weiterhin massiver Umsatzausfall, den man nicht ansatzweise durch Online-Aktivitäten ausgleichen kann.
Selbst im Lockdown hat man es bei Adler auch versäumt, auf allen Türen und Schaufenstern massiv für den eigenen Onlineshop zu werben. Eher verschämt finden sich auf Schaufenstern Hinweise auf den Onlineshop. Versäumnisse der Unternehmensführung, unter denen die Mitarbeiter werden leiden müssen.
Vorher rund 500 Millionen Umsatz bei Adler
Vor der Corona-Krise machte man in der Adler Gruppe knapp 500 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2019. Ursprünglich wurde Adler von Wolfgang Adler gegründet, aber schon in den 80er-Jahren an die Metro verkauft, – zuletzt war Adler in den Händen von Finanzinvestoren und der Steilmann-Gruppe.