Obwohl ein Priester im Erzbistum Köln bereits in den Jahren 1972 und 1988 rechtskräftig wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern verurteilt wurde, ließ man ihn jahrzehntelang weiter als Priester arbeiten – in den Diözesen Münster und Essen.
Erzbischof Woelki entließ den Mann erst im Dezember 2020 (!) aus dem Klerikerstand und entzog ihm die Rechte und Priveligien des Priesterstands.
Im Bistum Münster wollte man bisher keine Akten zu dem Fall haben, obwohl der Priester u.a. in Moers, Recklinghausen und Westerkappeln eingesetzt war.
Nach massiver Kritik hätte man allerdings Mitte Januar 2021 bei Aufräumarbeiten doch noch eine Akte zu dem Fall gefunden – oh Wunder – im Archiv des Bistums Münster. Eine Kopie habe man dann natürlich direkt – wenige Jahrzehnte nach den Verurteilungen – an das Erzbistum Köln gesandt.
Kardinal Woelki will Gutachten nicht veröffentlichen
Bei Kardinal Woelki stellen allerdings immer mehr Kritiker in Frage, ob dort Missbrauchsfälle an der richtigen Stelle landen. Kardinal Rainer Maria Woelki ließ ein Gutachten zum Umgang der Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen erstellen, will dies aber nach Fertigstellung nunmehr nicht veröffentlichen. Die im Gutachten enthaltenen Fakten sind ihm wohl unangenehm, da im Gutachten ein System der Vertuschung offengelegt werden könnte.
Offiziell begründet Kardinal Woelki die Nichtveröffentlichung des Gutachtens damit, dass das Gutachten methodische Mängel aufweise. Er will es aber nicht der Öffentlichkeit überlassen, dies selbst zu beurteilen.
Auch ein Angebot einer Anwaltskanzlei, das Gutachten selbst zu veröffentlichen, will er nicht wahrnehmen. Woelki will und will das Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) nicht öffentlich werden lass.
Kritisierenden Pfarrern droht man
Einem Pfarrer, der sich erlaubt hatte, das Verhalten des Kardinals zu hinterfragen, drohte man unverhohlen mit Konsequenzen, zog dies aber später nach öffentlicher Kritik wieder zurück. Auch Bischöfe kritisieren das Verhalten Woelkis, der sich weigert, das Gutachten über Fehlverhalten der Kirche zu veröffentlichen. Pfarrer Klaus Koltermann erhielt sogar einen Brief mit „….Ich weise Dich darauf hin, dass Deine im Zeitungsartikel beschriebenen Äußerungen sowie entsprechende öffentliche Stellungnahmen – soweit zutreffend – möglicherweise schwerwiegende Verstöße gegen Deine Dienstpflichten als leitender Pfarrer darstellen…“ – womit man ihn wohl mundtot machen wollte. Pfarrer Koltermann bleibt bei seiner Kritik.
System der Vertuschung in der katholischen Kirche
In der katholischen Kirche herrschte jahrzehntelang ein System der Vertuschung und so herrscht es noch heute. Auch im Erzbistum Freiburg wurde jahrzehntelang vertuscht. Selbst die letzten Jahre nach dem Millionen-Sozialversicherungsbeiträge-Skandal hat man lange vergeblich darauf gewartet, dass die Erzdiözese transparent darstellt, wer wieviel Steuern und Sozialabgaben verkürzt hat.
Woelki meldete auch Fall aus 2015 nicht
Wer glaubt, dass in der katholischen Kirche die Fehler nur in den 60er und 70er-Jahren gemacht wurden, der täuscht sich. So soll Woelki auch einen Fall aus 2015, wo Missbrauchsvorwürfe gegen einen Düsseldorfer Pfarrer laut wurden, nicht dem Vatikan gemeldet haben, wie er es hätte machen müssen.
Man habe den Fall nicht gemeldet, weil dem mutmaßlichen Täter damals sehr schlecht ging. Wie es den Opfern ging, wurde offensichtlich nicht so genau hinterfragt. Und auch die Vorwürfe des Opfers hat man nicht weitergeleitet. Wohl hat man aber 15.000 Euro an das Opfer überwiesen – der Missbrauch wurde bereits im Jahr 2010 erstmals beim Bistum angezeigt. Nachdem Woelki 2014 Erzbischof von Köln wurde, hat er beschlossen, den Vorwürfen gegen den Pfarrer nicht weiter nachzugehen.