Die Freiburger Bächle sind zuweilen ein befremdender Anblick für manchen Touristen und Unwissende, doch für die Einheimischen sind sie das Herzstück der Stadt Freiburg. Diese scheinbar endlosen Gräben, die sich durch die Altstadt winden, scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen und Grundlage des Charmes und der Kultur der Stadt zu sein.
Die Freiburger Bächle sind ein einmaliges System von Wasserläufen, welches sich über eine Länge von fast 15 Kilometern erstreckt. Heutzutage dienen sie als eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Stadt und gleichzeitig als ein praktisches System zur Bewässerung der Stadtgärten. Doch die Geschichte dieser Bächle ist viel älter und komplexer als es auf den ersten Blick scheint. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Entstehungsgeschichte der Freiburger Bächle und ihrer Rolle in der Geschichte und Kultur der Stadt.
Die Entstehungsgeschichte der Freiburger Bächle
Die Entstehungsgeschichte der Bächle ist nicht vollständig geklärt, doch es gibt einige Theorien und Quellen, die uns einen Eindruck davon geben. Die älteste Darstellung der Bächle in Freiburg stammt aus dem Jahre 1386 in einem Stadtplanausschnitt. Obwohl es eine lange Tradition von Bächle in verschiedenen Städten Europas gibt, scheint es, dass das System in Freiburg an besondere geografische Bedingungen angepasst wurde. Die erste urkundliche Erwähnung existiert schon mit Datum aus dem Jahr 1220, als Graf Egon I von den Freiburg dem Tennenbacherhof die Bewässerung eines Feldes mit einem der Bächle erlaubte.
Freiburg liegt im Breisgau, einer besonders fruchtbaren und sonnigen Region im Südwesten Deutschlands, wo es viel Niederschlag gab. Die Häuser der Altstadt stehen direkt auf der Ebene des Flusses Dreisam, der durch die Stadt fließt. Durch die regelmäßigen Hochwasserereignisse kam es oft zu Überschwemmungen, die die Häuser und Grundstücke in Gefahr brachten. Um diese Überschwemmungen zu kontrollieren, begannen die Menschen in Freiburg, Kanäle und Gräben als Entwässerungssysteme zu bauen. So zumindest eine Theorie.
Zu dieser Zeit wurde auch begonnen, Bächle zu bauen, die in die Gärten führten. Dies sollte eine einfache und effektive Möglichkeit bieten, die Gärten in der Innenstadt zu bewässern. Die Bächle waren in der Regel etwa 30 bis 40 Zentimeter breit und 20 bis 30 Zentimeter tief. Mit der Zeit wurde das System erweitert und immer komplexer, um auch als Abwassersystem zu dienen.
Ein einzigartiger Teil der Entstehungsgeschichte der Freiburger Bächle ist die Rolle, die die Zunftsysteme in ihrer Entwicklung spielten. Die Zunftsysteme in Europa waren im Mittelalter eine Art berufliche Vereinigung, die den Handel und die Handwerkskunst einer bestimmten Branche regulierte. Die Bächle waren ein wichtiger Teil des Systems der Zunftmeister in Freiburg, die die Koordination von Handwerksbetrieben und die Bewässerung der Gärten übernahmen. Heute spielen die Zünfte in Freiburg vielmehr im Narrenleben eine Rolle.
Die Bächle wurden als ein Zeichen des Wohlstands der Stadt angesehen und waren ein wichtiger Teil des Stadtbildes. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das System der Bächle in Freiburg ständig erweitert und verbessert. In dieser Zeit wurden auch viele öffentliche Brunnen und Waschplätze gebaut, die das Wasser aus den Bächle nutzten.
Die Bedeutung der Freiburger Bächle in der Kultur und Geschichte der Stadt
Die Freiburger Bächle sind heute ein wichtiger Teil der Kultur und Geschichte der Stadt. Sie werden oft als Symbol für die Verbindung zwischen Mensch und Natur angesehen und sind eine wichtige Touristenattraktion. Viele Touristen machen Fotos von den Wasserläufen und amüsieren sich über den Ausspruch, dass man einen Freiburger heiraten müsse, wenn man in das Bächle tritt.
Die Bächle haben in der Vergangenheit viele Funktionen erfüllt und sind eng mit der Entwicklung der Stadt verbunden. Im 14. Jahrhundert dienten sie zunächst als Entwässerungssystem und erleichterten den Umgang mit den regelmäßigen Hochwasserereignissen. Später wurden sie auch als Bewässerungssystem verwendet, um die Gärten in der Innenstadt zu bewässern.
Die Bächle spielten auch eine wichtige Rolle in der Handels- und Handwerkskultur der Stadt. Sie waren ein unverzichtbares Instrument bei der Gründung und Koordination von Handwerksbetrieben und unterstützten auch das damals florierende Bäckerhandwerk.
Die Bächle haben in Freiburg auch eine wichtige symbolische Bedeutung, die eng mit der Natur und der Umgebung verbunden ist. Sie sind ein bedeutendes Bildmotiv in der Kunst der Stadt und tauchen in vielen Gemälden und Fotografien auf. Was früher fotografisch oder auf Gemälden festgehalten wird, macht heute in den sozialen Medien auf Freiburg aufmerksam: Bilder mit Bächle-Eindrücken aus Freiburg. Die Stadt Freiburg beschäftigt zur Pflege der Bächle auch extra Bächle-Putzer, die jeden Morgen die Bächle-Läufe prüfen und ggf. reinigen.
Die Bedeutung der Bächle für die Kultur und Geschichte der Stadt wird durch den Glauben der Freiburger an ihre Schutzpatrone, St. Wendelin und St. Theresia, unterstrichen. Diese Heiligen wurden von den Menschen in Freiburg als Beschützer der Bächle angesehen und ihre Feierlichkeiten waren immer eng mit dem Wasser verknüpft. Bis heute ist es in manchen Häusern Tradition, das Bächlewasser während der Feierlichkeiten zu trinken. Bei jungen Leuten trifft man diesen Brauch aber eher selten an.
Woraus werden die Bächle in Freiburg gespeist?
Die Freiburger Bächle werden mit Wasser aus der Dreisam, dem Fluss, der durch Freiburg fließt, gespeist. Die künstlich angelegten Wasserläufe befinden sich zum größten Teil oberirdisch, aber 6,4 km der knapp 16 km an Wasserläufen befinden sich auch unter der Erde.
Freiburger Bächle ursprünglich in der Straßenmitte
Die Freiburger Bächle verliefen ursprünglich übrigens in der Straßenmitte. In der Marktgasse kann man dies noch sehen. Heute sind die Gässle zum größten Teil am Rand der Straßen angelegt, wohin sie bereits zwischen 1840 und 1851 gelegt worden sind.
Etwa auf Höhe des Schwabentors kann man die Wassermenge, die durch die Bächle fließt, durch eine Schleuse regulieren. Zwischen 200 und 250 Liter Wasser fließen bei Betrieb in das Bächle-Netz. Da die Freiburger Altstadt ein Gefälle aufweist, fließt das Wasser abwärts in nordnordwestliche Richtung.
Funktionen der Bächle im Laufe der Zeit:
- Deckung des Brauchwasserbedarfs
- Bewässerung von Wiesen und Gärten
- Bessere Versorgung mit Löschwasser
- Bewässerung von Weideland
- Versorgung mit Trinkwasser
- Touristisches Motiv
- Spielplatz für Kinder mit Bächlebooten
Freiburger Bächle in den sozialen Medien
Viele Touristen und auch Freiburger nutzten Motive mit Freiburger Bächle für Beiträge in den sozialen Medien, so wie hier z.B. in Instagram:
Zusammenfassend:
Die Freiburger Bächle sind ein einzigartiges und faszinierendes System von Wasserläufen und ein wichtiger Bestandteil der Geschichte und Kultur der Stadt Freiburg. Ihre Entstehungsgeschichte ist eng mit der Entwicklung der Stadt und ihrer Zunftsysteme verbunden.
Die Bächle erfüllten viele Funktionen, von der Entwässerung bis zur Bewässerung der Gärten und unterstützten außerdem die Handels- und Handwerkstätigkeit in der Stadt. Heutzutage dienen sie auch als eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Stadt und sind ein wichtiger Teil des Stadtbildes.
Die Bedeutung der Freiburger Bächle für die Kultur und Geschichte der Stadt weist auf die enge Beziehung zwischen Mensch und Natur hin und unterstreicht das Wissen und die Techniken, die die Menschen in Freiburg in der Vergangenheit entwickelt haben, um die natürlichen Bedingungen ihrer Umgebung zu nutzen.