Aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen kommt die Information, dass schon am Dienstag oder Mittwoch dieser Woche ein Insolvenzantrag für den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof eingereicht werden soll. Damit wird es kritisch für die Weiterexistenz der rund 90 Warenhäuser und mehr als 10.000 Beschäftigten des Konzerns. Die Warenhauskette wird zur Gruppe rund um den Investor Rene Benko gezählt. Aus seinem Reich rund um die Signa Holding wurden die letzten Tage und Wochen zahlreiche Insolvenzen vermeldet, auch ein ihm zugerechnetes Schloss in Österreich soll wegen Steuerforderungen gepfändet worden sein.
Nach dem letzten Insolvenzverfahren bei Galeria mussten bereits über 30 Filialen schließen und zahlreiche Arbeitsplätze gingen verloren. Kritiker bemängelten die viel zu hohen Mieten, die der Konzern für die genutzten Immobilien zahlen muss. Das eigentliche Handelsgeschäft bei Galeria soll in mindestens 60 Filialen noch profitabel sein.
Karstadt/Kaufhof wurde gnadenlos eingeschrumpft:
- Während Anfang der 2000er noch über 200 Karstadt/Kaufhof-Filialen in Deutschland aktiv waren, sind es aktuell ca. 90
- Während Anfang der 2000er-Jahre noch über 42.000 Mitarbeiter für Karstadt/Kaufhof tätig waren, sind es aktuell wohl noch ca. 12.000 bis 16.000. Teilweise haben es Kunden auf einer Etage schwer, einen Verkäufer zu finden. Schon lange gibt es nicht mehr auf jeder Etage unbedingt auch eine Kasse.
- Während der Umsatz Anfang der 2000er-Jahre über 7 Milliarden Euro lag, wurden zuletzt unter 3 Milliarden Euro ausgewiesen
200 Mio Euro von der Signa Holding werden wohl kaum noch fließen
Die Signa Holding aus dem Rene-Benko-Reich hatte sich eigentlich verpflichtet, rund 200 Mio Euro an die Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe zu zahlen, doch nach der Insolvenzantragstellung für die Signa Holding dürfte es mindestens zweifelhaft sein, ob diese Summe noch fließt.
Bei der Signa soll es fette Boni-Zahlungen gegeben haben
Der österr. Standard berichtet, dass es bei der inzwischen insolventen Signa Prima deutlich erhöhte Bonizahlungen (20 Mio Euro) gegeben habe, obwohl sich der Jahresüberschuss deutlich reduziert habe. Auch über 200 Mio Euro an Dividenden seien ausgeschüttet worden.
Das Signa-Imperium strauchelt
Der von den Banken vormals wie ein Sonnengott verehrte Rene Benko mit seinem Immobilienimperium scheint ins Straucheln gekommen zu sein. Eine Insolvenz reiht sich an die andere. Der Zusammenbruch wurde schon Ende Oktober 2023 durch die Pleite der Signa Sports United (SSU) eingeläutet. Eine Finanzspritze in Höhe von 150 Mio Euro von der Signa Holding sei einfach nicht geflossen. Mittlerweile wurde vom Insolvenzverwalter „Masseunzulänglichkeit“ angezeigt. Das bedeutet, dass noch nicht einmal genug Geld da ist, um die Kosten des Insolvenzverfahrens zu decken. „Mehr Schein als Sein“ mag sich da so manch Beobachter gedacht haben.
Insolvenz ist auch ein Thema für die Signa Real Estate Management GmbH, die rund 58 Mio Euro Schulden haben soll.
Wenn jetzt Galeria Karstadt Kaufhof diese Woche tatsächlich Insolvenz anmeldet, ist es das dritte Mal seit dem Jahr 2020. Ob es diesmal noch so glimpflich ausgeht wie die letzten Male, könnte fraglich sein. Glaubt man der Lebensmittelzeitung, hat Galeria im letzten Geschäftsjahr rund 495 Millionen Euro Verlust gemacht. Da dürfte es einen merklichen Unterschied machen, ob aus dem Rene-Benko-Reich nunmehr 200 Mio Euro an die Gruppe fließen oder eben nicht. In den letzten Geschäftsjahren wiesen die Geschäftsberichte folgende Verluste aus:
- 2020/2021: Fehlbetrag: 622 Mio Euro
- 2021/2022: Fehlbetrag: 342 Mio Euro
Ein Geschäft, was sich rechnet, sieht anders aus. Eine gute Onlinestrategie auch. Während es Onlineanbietern wie Zalando oder Otto gelungen ist, große Onlineumsätze mit einer guten Online-Strategie einzufahren, hinkt galeria.de dort jahrelang hinterher.
Was bedeutet das für den Galeria Standort Freiburg?
In Freiburg gibt es gleich zwei Standorte, den ehemaligen Kaufhof und das ehemalige Karstadt Warenhaus, heute gehören beide zur Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe. Zuletzt hieß es, dass die Freiburger Standorte beide rentabel seien, was wohl den vielen Touristen zu verdanken sei, aber auch einer stabilen Nachfrage aus Freiburg selbst. Aber nichts ist in Stein gemeißelt: Wenn ein neues Insolvenzverfahren kommt, dann müsste ein Insolvenzverwalter schauen, was noch Bestand haben kann und was nicht.