ärzte-im-praktischen-jahr

Was PJler wissen sollten:

Das Praktische Jahr (PJ) stellt den letzten Abschnitt des Medizinstudiums dar und ist entscheidend für die Ausbildung angehender Ärzte. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte des PJ, von der Dauer des Medizinstudiums bis hin zur Entlohnung und Kritik seitens der Studierenden.

Dauer des Medizinstudiums

In Deutschland dauert das Medizinstudium im Schnitt und Regelfall ca. sechs Jahre und drei Monate. Es gliedert sich in zwei Teile: das vorklinische Studium, welches die ersten zwei Jahre umfasst, und das klinische Studium, das die restlichen Jahre inklusive des PJ beinhaltet. Das Praktische Jahr selbst ist in drei Tertiale von je vier Monaten unterteilt, in denen die Studierenden praktische Erfahrungen in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie und einem Wahlfach sammeln.

Tätigkeiten im Praktischen Jahr

Im PJ übernehmen die Studierenden vielfältige Aufgaben, die sie auf ihre zukünftige Tätigkeit als Ärztinnen und Ärzte vorbereiten sollen. Dazu gehören:

  1. Patientenbetreuung: Studierende führen unter Aufsicht Anamnesen durch, untersuchen Patienten und dokumentieren Krankheitsverläufe.
  2. Diagnostik und Therapie: Sie lernen, diagnostische Maßnahmen wie Blutabnahmen, EKGs und Ultraschalluntersuchungen durchzuführen. Außerdem sind sie in die Planung und Durchführung von Therapien eingebunden.
  3. Visiten und Fallbesprechungen: Studierende nehmen an Visiten teil, präsentieren Patientenfälle und diskutieren Diagnosen sowie Therapiepläne.
  4. Administrative Aufgaben: Auch die Dokumentation und Organisation gehört zu den Aufgaben im PJ, um die Studierenden mit dem Klinikalltag vertraut zu machen.

Entlohnung im Praktischen Jahr

Die Entlohnung im PJ variiert stark und ist von der jeweiligen Klinik sowie dem Bundesland abhängig. Durchschnittlich erhalten Studierende eine Aufwandsentschädigung von etwa 400 bis 800 Euro im Monat. Es gibt auch Kliniken, die weniger oder mehr zahlen. In einigen Kliniken gibt es zusätzlich Verpflegung und Unterkunft, in anderen müssen diese Kosten selbst getragen werden. Diese finanzielle Situation führt oft zu Kritik und Diskussionen über eine angemessene Vergütung.

Kritikpunkte von Studierenden

Trotz der wertvollen praktischen Erfahrungen im PJ gibt es auch Kritikpunkte, die von den Studierenden immer wieder hervorgehoben werden:

  1. Arbeitsbelastung: Viele Studierende berichten von einer hohen Arbeitsbelastung und Überstunden, die oft nicht vergütet werden. Die Balance zwischen Ausbildung und tatsächlicher Arbeitskraft wird hierbei oft als ungerecht empfunden.
  2. Entlohnung: Die geringe Entlohnung im Vergleich zur geleisteten Arbeit ist ein häufiger Kritikpunkt. Viele Studierende müssen neben dem PJ zusätzlich arbeiten, um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können, was aufgrund der körperlichen und zeitlichen Belastung im Klinikalltag nur schwer möglich ist. Während angehende Lehrer in der Referendarzeit ca. 1400 Euro verdienen, erhalten angehende Ärzte im Praktischen Jahr mit Verantwortung für Menschenleben oft nur 300 oder 400 Euro im Monat.
  3. Betreuung und Ausbildung: Die Qualität der Betreuung und Ausbildung variiert stark zwischen den Kliniken. In einigen Fällen fühlen sich Studierende nicht ausreichend angeleitet oder in die Entscheidungsprozesse einbezogen, sondern als billige Arbeitskräfte ausgenutzt.
  4. Unterbringung und Verpflegung: Nicht überall wird eine angemessene Unterbringung und Verpflegung angeboten, was zu zusätzlichen finanziellen Belastungen führen kann. In vielen Kliniken gibt es allenfalls kostenloses Wasser und kostenloses Kantinenessen 1x am Tag, – darüber hinaus keine nennenswerten Benefits, von denen die Studierenden ihre Miete zahlen könnten.

Bundesweite Proteste gegen die Bedingungen im Praktischen Jahr:

Bundesweit gibt es immer wieder Proteste von angehenden Ärzten über die Bedingungen im praktischen Jahr, wie z.B. hier in Freiburg im Juni 2024:

Fazit

Das Praktische Jahr ist ein unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Ausbildung und bietet den Studierenden die Möglichkeit, wertvolle praktische Erfahrungen zu sammeln. Allerdings gibt es hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und der Entlohnung erheblichen Verbesserungsbedarf. Eine faire Vergütung und bessere Betreuungsstrukturen könnten dazu beitragen, die Ausbildung für angehende Ärzte attraktiver zu gestalten und gleichzeitig die Qualität der medizinischen Versorgung zu sichern.

Die Diskussion über die Rahmenbedingungen des PJ sollte fortgesetzt werden, um eine Ausbildung zu gewährleisten, die sowohl den Bedürfnissen der Studierenden als auch den Anforderungen des Gesundheitssystems gerecht wird.

Von BSF

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert