Lange waren die Modehäuser von KAISER prägend für die Freiburger Innenstadt. Gleich drei Läden unterhielt man die letzten Jahre in der Freiburger Innenstadt. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Schließung zum 30.6.2022 ist wohl beschlossene Sache, damit verlieren auch über 200 Mitarbeiter ihren Job.
Modehaus Kaiser: Zu teuer, zu arrogant, zu offline
Wer als Otto-Normal-Verbraucher durch das große Kaiser-Modehaus schlenderte, dem konnte es schon einmal passieren, dass er von einer Verkäuferin von oben bis unten gemustert, aber nicht gegrüßt wurde. Die Preise waren eher im höheren Segment angesiedelt und viel zu lange hat man darauf verzichtet, das Angebot vor Ort durch ein vernünftiges Online-Angebot zu ergänzen.
Schaut man sich Mitbewerber wie Engelhorn in Mannheim oder Breuninger an, stellt man fest, dass die Konkurrenz schon längst ein schlagkräftiges Online-Geschäft betreibt. Bei Kaiser hat man dies offenbar lange nicht für nötig gehalten. Die Quittung kommt offenbar jetzt. Der Kaiser-Onlineshop kam viel zu spät und konnte wegfallende Offline-Umsätze nicht kompensieren.
Zudem habe man im eigenen Online-Geschäft zu hohe Retourenquoten verzeichnen müssen, die man nicht in den Griff bekommen hätte, teilt Geschäftsführer Frank Motz mit.
Erst in 2018 – als andere Modeanbieter schon längst florierende Onlineshops unterhielten – kündigte Geschäftsführer Böker an, sich dem Onlinehandel zu öffnen, – betrachtete diesen Bereich aber eher als Vehikel, das man haben muss, um im Internet sichtbar zu sein. Dieser falsche Ansatz und die fehlende Online-Erfahrung haben sich in der Coronazeit bitter gerächt. Während andere Onlinehändler längst Erfahrungen gesammelt hatten, wie man Retourenquoten senkt und wie man Online-Umsätze steigert, experimentierte man bei Kaiser noch herum.
Corona gibt den Rest
In der Corona-Krise fielen viele festliche Events weg, zu dem die vornehme Freiburgerin schon einmal ein neues Abendkleid oder Kostüm gekauft hat. Selbst Anzüge und Kostüme oder Blusen für die Woche wurden weniger gekauft, da viele Mitarbeiter im Homeoffice arbeiteten und der Kleiderstil die letzten Jahre ohnehin immer legerer wurde.
Der Freiburger fährt mit Funktionskleidung und dem Fahrrad zur Arbeit und braucht nur noch wenig Seidenkrawatten und Chanel-Kostümchen.
Zur Historie der Kaiser Modehäuser
Erst Kaiser gründete bereits 1948 ein Kaiser Haus für Herrenbekleidung, damals noch in der Talstraße in Freiburg. Nach der Hochzeit mit seiner Frau Zita zog man in die Freiburger Herrenstraße um.
1959 bezog man dann das Haus an der Kaiser-Joseph-Straße 174. Seit 1976 ist das Haus auch in Familienbesitz.
Vielen Freiburgern ist Zita Kaiser, die vornehme Gründerin noch aus dem Modehaus bekannt. Sie schaute auch im hohen Alter noch nach dem Rechten. 2011 verstarb die 1924 geborene Zita Kaiser.
Ein Neffe Zita Kaisers, Gerhard Kaiser hat nach 2011 als geschäftsführender Gesellschafter die Geschäfte übernommen, verstarb allerdings bereits 2018, noch nicht einmal 60 Jahre alt.
Frank Motz, der seit 1997 bei kaiser gearbeitet hatte, wurde 2016 zum Geschäftsführer berufen. Er wurde auch als Erbe von Gerhard Kaiser eingesetzt.
Die Kurve zu einem erfolgreichen Online-Player konnte Geschäftsführer Motz jedoch nicht mehr bekommen und die Corona-Pandemie warf ihm weitere Steine in den Weg.
An Mitarbeitern und Werbung gespart
In der Vergangenheit hatte man versucht, durch Einsparungen bei Mitarbeitern und Werbung das Ergebnis zu verbessern, was aber denselben Erfolg hatte, wie der Versuch durch das Festhalten des Zeigers einer Uhr die Zeit anzuhalten. Auch der Versuch, deutliche Umsatz- und Ertragsanteile über den Vertrieb von Waren über Plattformen wie Farfetch zu erzielen, war nicht von ausreichendem Erfolg gekrönt.
Touristen fehlten als Einkäufer
Während vor Corona-Zeiten zahlreiche Busse mit Touristen in die Stadt gekarrt wurden und auf der Kajo ihr Geld ließen, blieben die Touristen in 2020 und 2021 weitgehend aus, was den Lagerbestand an bereits eingekaufter Ware deutlich erhöhte. Gefehlt haben dürften vor allen Dingen zahlungskräftige Individual-Touristen aus der Schweiz und Italien, die in der Vergangenheit den einen oder anderen Euro bei Kaiser gelassen haben. Aber auch Geschäftsreisende, die während eines Businesstrips nach Freiburg auch mal eben das eine oder andere bei Kaiser gekauft haben.
Schon vor Corona Verlust bei Kaiser
Bereits in 2019 hatte man einen Verlust in der Bilanz ausgewiesen – da gab es noch keine Corona-Lockdowns oder Corona-Auswirkungen. In einem Brief an die Mitarbeiter wird daher auch darauf verwiesen, dass man bereits seit 10 Jahren keine ausreichenden Renditen mehr erwirtschaftete.
Auch die erst im März erfolgte Eröffnung einer Lingerie- Wäscheabteilung konnte das Ruder nicht mehr herumreißen. Man wollte nach der Schließung von Fabel in Freiburg einen Ersatz anbieten und hatte als Abteilungsleiterin auch eine ehemalige Fabel-Angestellte gewonnen.
Überbrückungshilfen und Kurzarbeitergeld haben geholfen
Staatliche Überbrückungshilfen und Kurzarbeitergeld waren zwar hilfreich in der Corona-Krise, konnten aber nur die Hälfte des Schadens abdecken, teilt die Geschäftsführung mit.
Freiburgs Innenstadt wird ärmer an großen Namen
Nach dem Aus von Bollerer, Oberpauer, Herrenmode Herr, Hess und Fabel streicht nun auch Mode Kaiser die Flügel. Man darf gespannt sein, welche neuen Nutzer sich für die Immobilien finden.
Kaiser federt sozial ab
Die Mitarbeiter verlieren zwar ihren Job, aber man möchte das bei Kaiser sozial abfedern. Man werde dieses Jahr noch Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld zahlen und beabsichtige auch, dies im nächsten Jahr zu tun.
Modehaus Kaiser – Was ist von der Schließung betroffen?
Nach bisheriger Planung sind von der Schließung Mitte nächsten Jahres betroffen:
- Kaiser-Herrengeschäft an der Kaiser-Joseph-Straße
- Kaiser-Haupthaus (Damen) an der Kaiser-Joseph-Straße
- Herrengeschäft S1 in der Schusterstraße
Damit sind insgesamt rund 7.000 Quadratmeter in Freiburg neu zu belegen.