Wer glaubt, dass die katholische Kirche Fälle von Missbrauch mittlerweile schneller aufdeckt und ihre Gemeinden darüber informiert, der täuscht sich. Nach wie vor gilt in vielen Diözesen das Motto Vertuschen und Verdecken bis es nicht mehr geht. So auch im Falle des Pfarrers Alfons H. , der nunmehr in Deggendorf vor dem Landgericht verurteilt worden ist.
Schon in 2010 auffällig geworden
Die Kirche hat ihn schon im Jahr 2010 intern verwarnt und gebeten, sich von Jugendlichen fernzuhalten, weil damals schon Vorfälle aufgezeigt worden sind. In der Folge hat dies die katholische Kirche aber nicht davon abgehalten, den Pfarrer aus dem Großraum Köln quer durch Nordrheinwestfalen zu schicken und dort mit Jugendlichen arbeiten zu lassen. Der heute 66 Jahre alte Pfarrer hatte so auch Gelegenheit, z.B. im Sommer 2022 mit einem 15 Jahre alten Messdiener Sexspielchen zu veranstalten. Gemeinsame Übernachtung im Doppelzimmer bei Radtouren ist dabei ebenso inkludiert wie das Anfassen von Geschlechtsteilen in der Unterhose und das Masturbieren vor Kindern.
Der Priester argumentierte, dass er die Radtouren mit den Messdienern nicht in seiner Funktion als Priester, sondern als Privatmann mit dem Geschädigten unternommen habe. Deshalb sei es auch kein Missbrauch von Schutzbefohlenen.
Fummel-Priester erhält nur Bewährungsstrafe
Der Fummel-Priester, der vor Gericht geständig war und den Missbrauch in mehreren Fällen einräumte, erhielt nun vom Landgericht Deggendorf eine Bewährungsstrafe von 1,5 Jahren. Damit wandert der Priester auch diesmal nicht in das Gefängnis, – wenn er nicht nochmal auffällig wird. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Beide Seiten können noch in die nächste Instanz gehen.
Das Opfer schilderte, wie der Pfarrer die Hand in die Hose des Opfers steckte und dabei selbst masturbierte.
Kardinal Woelki reagiert erst Anfang 2023 und schickt ihn ins Kloster
Obwohl Vorwürfe gegen den Priester schon früher auftauchten, entband Kardinal Woelki aus dem Erzbistum Köln den Priester erst Anfang 2023 von seinen Aufgaben und verbat ihm, in seiner damaligen Gemeinde weiterhin aktiv zu sein. Bis dahin durfte er weiter in der Jugendarbeit tätig sein. Der Priester ging daraufhin ins Kloster Maria Laach. Ob er dort jetzt Veranstaltungen für Kinder durchführt, ist nicht bekannt. Erst im April 2023 wurde ein Betretungsverbot für alle Orte zur Betreuung, Erziehung oder Beherbergung von Jugendlichen erlassen.
Vor Gericht mit Sturmhaube aufgetreten
Vor Gericht in Deggendorf ist der Pfarrer in skurriler Verkleidung aufgetreten: Mit Sturmhaube wie ein Bankräuber und Skibrille, um nicht erkannt zu werden. Kirchensteuerzahler stellen sich Steuergeld-Empfänger aus der Kirche sicher anders vor. Vor Gericht hat der Pfarrer den Verzicht auf kirchliche Ämter erklärt. Dem vor Gericht streitgegenständlichen Opfer zahlte er 10.000 Euro Schmerzensgeld.
Tätig u.a. in Haan bei Düsseldorf
Tätig war der Geistliche u.a. auch in der Gemeinde St.Chrysanthus und Daria in Haan und in Worringen bei Köln. Stationen seiner Tätigkeiten waren auch Aalen, Schwäbisch-Gmünd und Pforzheim. Ebenso wie Kerpen-Buir. 2010 war er von Kardinal Meisner zum Kaplan geweiht worden, nachdem er im Jahr 1992 zum Diakon geweiht wurde.
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In Deggendorf kennt man sich mit Sextätern aus der Kirche aus
Für das Landgericht Deggendorf war das Verfahren rund um den Missbrauch durch einen katholischen Geistlichen nichts Neues. Bereits im Jahr 2018 hat man im Landgericht Deggendorf einen ehemaligen katholischen Pfarrer wegen 108-fachen Kindesmissbrauchs zu 8 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Damals hatte ein gebürtiger Wuppertaler zwischen 1997 und 2016 Junges und Mädchen missbraucht. Der Priester saß bereits zuvor von 2003 bis 2009 wegen Sexualstraftaten im Gefängnis und ein Kirchengericht in Freiburg entfernte ihn aus dem Klerikerstand. Das hielt ihn aber nicht davon ab, weiterhin als Aushilfsseelsorger weitere Opfer zu suchen. Er fälschte einfach seinen Dienstausweis und benutzte andere Namen.