Es läuft im Moment nicht so rund für den türkischen Präsidenten Erdogan. Erst verliert er bei der Bürgermeisterwahl in Istanbul, dann unterliegt sein Kandidat auch bei der von ihm erzwungenen Wahlwiederholung. Nun scheint Erdogan sich auch noch mit dem Chef der türkischen Zentralbank zerstritten zu haben. Präsident Erdogan warf kurzerhand den Notenbankchef Murat Cetinkaya raus. Der bisherige Vizechef Murat Uysal wird sein Nachfolger.
Erdogan wollte niedrigere Zinsen
Erdogan hatte mehrfach in der Vergangenheit die Zentralbank seines Landes, die auf dem Papier unabhängig ist, aufgefordert, die Zinsen zu senken. Deren Präsident tat dies aber nicht. Er widerstand dem Wunsch des Präsidenten und ließ die Zinsen auf deutlich über 20 % steigen. Bei einer Inflation von teilweise über 30% immer noch ein Minusgeschäft für türkische Geldanleger.
Türkei steckt in Rezession
Die türkische Wirtschaft steckt in einer Rezession, was durch hohe Zinsen noch verschärft wird. Erdogan schiebt die Rezession den USA in die Schuhe und den bösen Ratingagenturen. Tatsächlich haben US-Investoren Gelder aus der Türkei abgezogen, aber vermutlich eher, weil sie das Land als unsicher erachteten. Damit überhaupt noch jemand Geld in der Türkei anlegt, sah sich die Notenbank gezwungen, die Zinsen drastisch zu erhöhen. Bis in den Bereich von 24-26%.
Die durch Präsident Erdogan initiierten Massenverhaftungen der letzten Jahre schienen das Vertrauen der Anleger aus dem Ausland nicht erhöht zu haben.
Ob allerdings jetzt mehr Kapital in die Türkei fließt, wenn Erdogan einen Zentralbankchef ernennt, der die Zinsen senkt, bleibt abzuwarten. Devisenhändler erwarten eher das Gegenteil.
Erdogan hatte mit kreditfinanziertem Wachstum in der Vergangenheit selber die Inflation angeheizt.
Eine unabhängige Zentralbank wird als Grundvoraussetzung für die positive Entwicklung einer Währung gesehen.